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9954. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN BERLIN.

Münsterberg, 24. April 1758.

. . . Ich habe letzthin die Ehre gehabt, Ew. Excellenz eine Abschrift von der letzteren Schweidnitzer Capitulation1 zuzusenden, jetzo lege die Relation von der Belagerung hierbei, davon ich zwar noch nicht weiss, ob des Königs Majestät solche völlig approbiret haben, hergegen aber auch nicht glaube, dass Höchstdieselbe etwas daran auszusetzen finden sollten, da Sie mir selbige Selbst zugesandt haben. Ich hoffe auch noch heute Ew. Excellenz die Originalliste derer Namen von denen sämmtlichen in Schweidnitz zu Kriegesgefangenen gemachten Officiers etc. zusenden zu können, wegen dessen allen dann Ew. Excellenz wohl geruhen werden zu besorgen, dass alles mit einer guten französischen Uebersetzung gedrucket und publique gemachet werde.2 Ich zweifele fast nicht, dass diese geschwinde und so wohl dirigiret gewesene Wiedereroberung von Schweidnitz nicht bei Freunden sowohl als Feinden viele Impression machen wird, davon die grosse Mérite allemal Sr. Königl. Majestät bleibet, als die solche überhaupt dirigiret und zugleich überall sehr pressiret haben, ohne welches solche noch wohl ein Tag oder zehn länger gedauret haben dörfte . . .

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.


9955. INSTRUCTION POUR LE GÉNÉRAL FOUQUÉ.

Glatz,3 24 avril 1758.

Je marche ce 27 de Neisse, je serai le 29 à Troppau et à peu près le 3 de mai devant Olmütz. Le général Fouqué aura soin d'être



1 Eichel hatte, Nimptsch 21. April, eine Abschrift der Capitulation von Schweidnitz (vergl. S. 388) dem Minister übersandt und anheim gegeben, dieselbe drucken zu lassen. Sie erschien in den „Berlinischen Nachrichten“ am 25. April Nr. 49; in den Danziger „Beyträgen“ findet sie sich Bd. IV, 668—671. Eine vorläufige Nachricht über die Einnahme von Schweidnitz hatte Eichel schon am 17. an Finckenstein gesandt; daraufhin war in den „Berlinischen Nachrichten“ vom 22. April (Nr. 47) eine Anzeige erschienen und zugleich war am 22. ein Circularerlass an die preussischen Gesandten ergangen.

2 Die Relation über die Belagerung und die Liste der gefangenen Officiere erschienen in den „Berlinischen Nachrichten“ Nr. 51 (Sonnabend 29. April); in den Danziger „Beyträgen“ sind sie gedruckt Bd. IV, 665—667 und 671—675.

3 Am 22. hatte der König aus Münsterberg dem General geschrieben, dass er den 24. Morgens nach Glatz kommen werde, „um mit Euch, wenn es anders möglich ist, meine letzte Arrangements zu nehmen“ . Der König befahl, Leute mit Stangen parat zu halten: „Ich will ein Lager jenseits Glatz ausstechen, zu welcher Absicht, werdet Ihr leicht einsehen.“ (Vermuthlich, um die Oesterreicher irre zu führen.) Fouqué solle fortfahren, „den Feind beständig zu inquietiren“ . In einem undatirten eigenhändigen Schreiben an Prinz Moritz, vielleicht ebenfalls vom 22. April, zeigt der König diesem an, dass er am 24. nach Glatz gehe. „Da kommen Sie nach Frankenstein, weilen ich meine letzte Dispositions dar ausgeben muss, und dass Sie nöthig dabei seind.“ Ein zweites eigenhändiges undatirtes Schreiben an Prinz Moritz wird auf den 24. oder 25. April anzusetzen sein; es lautet: „Ich bitte Ihnen, verstehen Sie mir nicht in der Quere: morgen soll keine Katze über der Neisse, und muss nicht einmal eine Patrouille vor dem 27. herüber. Adieu! Friderich.“ [Beide Schreiben an Moritz im Zerbster Archiv, das Schreiben an Fouqué im „Wiener Kriegsarchiv.]