9765. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU.234-1

Breslau, 9. Februar 1758.

Durchlauchtiger Fürst, freundlich lieber Vetter. Da Ich entschlossen bin, nunmehro die Sachen betreffend die drei auf Meine Ordre arretirte und noch in Arrest befindliche Generallieutenants von Katte, von Lestwitz und von Kyau234-2 durch ein ordentlich deshalb zu bestellendes Kriegesgerichte untersuchen und demmächst durch solches darüber gehörig sprechen zu lassen, so habe Ich aus eigner Bewegung resolviret, zu solchem Kriegesgerichte nachstehende Generals und Officiers zu benennen, nämlich: Ew. Liebden als Feldmarschall wie Präses, ferner die Generallieutenants von Forcade, Prinz Ferdinand von Preussen und Prinz Eugen von Württemberg; die Generalmajors von Geist, von Plettenberg und von Lattorff; die Obristen von Brösicke und von Hoffmann vom Prinz Franz Braunschweigschen Regiment und von Bardeleben von Meinem Regiment Garde, und endlich die Obristlieutenants von Belling von Prinz von Preussen, von Zeuner vom Lattorffschen Regiment und von Saldern von Meinem Regiment Garde.

Ew. Liebden haben Sich also hiernach zu achten und als Präses dieses Kriegesgerichts alles deshalb erforderliche sowohl zur Untersuchung als zum Spruche einzurichten.

Die Punkte übrigens, welche in dem über die obgedachte drei arretirte Generallieutenants von Katte, von Lestwitz und von Kyau bei gedachtem234-3 deshalb geordneten Kriegesgerichte untersuchet und demnächst gesprochen werden soll,234-4 seind nachfolgende:

1. Generallieutenant von Katte:

Warum er mit denen Oestreichern wider seine Ordres wegen Breslau capituliret hat?

Warum er noch vor der Capitulation allerhand östreichsche Proviantbediente und dergleichen in die Stadt gelassen, die nur allerhand übles darin angerichtet haben?

2. Generallieutenant von Lestwitz:

Warum er wegen Breslau capituliret hat?

Warum er die Garnison nicht ordentlich zusammengezogen, sondern damit in solcher Bredouille, wie geschehen, ausmarschiret ist?

3. Generallieutenant von Kyau:

Warum er nicht die Ordre gegeben, dass Breslau sich halten soll? und warum er nicht besser auf die Conservation davon gedacht hat?

Ew. Liebden überlasse demnach alles hierunter zu Dero weitern Besorgung und Verfügung und bin übrigens Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

<235>

P. S.

Damit auch dieses geordnete und commandirte Kriegesgerichte im Stande sei, den Grund zu der befohlenen Untersuchung zu legen, so empfangen Ew. Liebden als Präses hierbei: den Rapport des Generallieutenant von Katte, so derselbe wegen der Uebergabe von Breslau unter dem Dato, Schönau bei Glogau den 5. December pr., an Mich erstattet hat, desgleichen den von dem Generallieutenant von Lestwitz wegen der von ihm getroffenen Capitulation von Breslau, d. d. Wohlau den 27. November 1757, ferner den von dem Generallieutenant von Kyau wegen seines nach Abwesenheit des Herzog von Bevern übernommenen Commando des damaligen Bevern'schen Corps d'armée;235-1 um von allen solchen den erforderlich rechtlich- und pflichtmässigen Bericht zu machen. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstahs zu Berlin.



234-1 Die Berichte des Prinzen Moritz vom Februar 1758 sind aus Breslau datirt.

234-2 Vergl. S. 64.

234-3 Sic.

234-4 Sic.

235-1 Den Bericht Kyau's, d. d. Schebitz [Scheftz] 24. November vergl. S. 57. Anm. 1.