9935. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU.

Grüssau, 14. April 1758.

. . . Was383-3 das Dorf Wernersdorf betrifft, so begreife Ich nunmehr bei der Mir gemeldeten Situation desselben Selber ganz wohl, dass es nicht rathsam ist, selbiges zu besetzen; Ich muss aber Ew. Liebden bitten, dem Feinde als ein unruhiger Nachbar alle Tage was neues zu machen, damit er beständig amusiret werde und nicht wissen könne, wann wir ihm auf dem Halse gehen wollen. So viel ist gewiss, dass sie zwischen Königgrätz und Jaromirs ein Lager ausgestochen<384> haben, wo sie sich zusammenziehen wollen, und warten sie nur auf den Augenblick, dass wir in Böhmen einrücken; alsdann sie das Lager nehmen werden. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.384-1

Nach der Ausfertigung im Herzogt Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst.



383-3 Im Eingange dankt der König für zugeschickte Deserteure.

384-1 In einem vorangehenden Schreiben an Prinz Moritz vom 14. April befiehlt der König, dem General Fouqué die allerdings nicht ganz zuverlässige Nachricht mitzutheilen, dass „die Oesterreicher etwas auf Braunau tentiren wollen“ . Man müsse dagegen „gehörige Précautions“ nehmen. In einem folgenden Schreiben an Fouqué vom 15. April äussert der König, er sei versichert, dass der Feind nichts tentiren werde; sollte er aber bei Reinerz mit Gewalt etwas versuchen, so müsse Fouqué dorthin, und Prinz Moritz müsse „auf Braunau so lange das Auge haben“ .