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10138. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU.

[Opotschno,] 18. [Juli 1758].

Soeben schicket mir der Markgraf die Aussage einer Frau, so von der Oestreicher Armee kömmt.1 Es wäre nicht übel, wann die Pontonbrücke vom Adler auf der Elbe geleget würde, damit man mit starken Detachements den Feind recognosciren könnte, um seine Positiones richtig zu wissen. Ich glaube, er wird sich bei Nechanitz2 vorbeiziehen, um auf jenseite Jaromirs die Elbe zu passiren und sich sodann bei Skalitz zu setzen; kann man ihm aber aufpassen und seine Mouvements decouvriren, so ist noch mancher Querstreich zu machen und ihn vielleicht gegen seinem Vorhaben zur Bataille zu bringen.

Ich bitte dieses wohl zu bedenken und zu überlegen. Adieu!

Friderich.

Lesen Sie meinen Brief dem Markgrafen vor.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst. Eigenhändig.


10139. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU.

Opotschno, 19. Juli 1758.

Ich habe Ew. Liebden Brief soeben richtig erhalten und den Uebermarsch der Oesterreicher ersehen,3 deswegen wir unsere jetzigen Umstände in Considération ziehen müssen. Ich Meines Theiles sehe den Marsch des Feindes an, [da] sie ihm auf der Seite thun, dass ihre grosse Idee dahin gehet, nicht sogleich, aber durch einige Mouvements, zu machen, Mich von der Metau abzuschneiden und das Lager bei Skalitz zu nehmen; hingegen Meine Idee diese ist, dass Ich mit dem Corps, was bei Mir ist, und mit dem Detachement vom General Lattorff4 und mit etwas vom General Fouqué hinginge und nähme das Lager von Zwol, da Ich den rechten Flügel an der Aupa und den Unken an der Metau5 haben [werde], da man sehr feste stehet. Alsdann meine Ich, wann Ich dieses Lager genommen habe, anstatt dass der General Fouqué das Mehl nach Königgrätz bringen sollen,6 solches nur bis Nachod bringet, und kann die Armee von Nachod das Brod empfangen. Unterdess muss man sehn, wie der Feind sich stellet und was er für Position nimmt, worvon Dieselben vielleicht heute Mir schon nähere Nachricht werden geben können. Man muss suchen, darvon zu profitiren, und findet man ihm in solcher Position, dass man darvon profitiren kann, so muss man zwischen Smirschitz und Königgrätz über die Elbe gehen und dem Feind allda attaquiren.



1 Vergl. S. 111. Anm. 3.

2 Nordwestl. von Königgrätz.

3 Den Marsch über die Elbe bei Pardubitz. Vergl. S. 111. Anm. 3.

4 Vergl. S. 110.

5 Aupa und Metau, zwei östliche Nebenflüsse der Elbe.

6 Vergl. S. 110. Anm. 1.