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Ich wiederhole nochmal, dass Ihr eine convenable Avantgarde über die Oder schicken sollet, nämlich alle Eure Husarenregimenter, den Generallieutenant Schorlemer mit seinem Regiment, der sein Tage nichts thun will, sondern sitzet und kalmäusert; ferner 4 Grenadierbataillons und die Regimenter von Kanitz und von Rauter: alsdenn wird die Sache ein ganz ander Ansehen gewinnen, sonsten aber nichts anders herauskommen wird, als dass der Feind Mein Land ravagiret und Ihr en détail geschlagen werdet. Ich rathe Euch sehr, dass Ihr und alle Eure Officiers Euch aus denen Köpfen bringet, als ob die Russen in einem inattaquablen Lager stünden, welches sonsten Ich Euch und allen Euren Officiers nicht gut heissen werde.

Den bewussten Bruit, davon Ich Euch gestern geschrieben,1 dass Ich allein auf die Russen, und Ihr indess auf die Schweden marschiren werdet, auszubringen, ist jetzo noch zu früh; unterwegens [auf] Meinem Marsch werde Ich Euch den Tag schreiben,2 wenn es geschehen soll. Ihr könnet erachten, dass alles behutsam geschehen muss und dass, so nöthig wie Ich auch hier bin, Ich Mich von hier, so zu sagen, wegstehlen muss.3

Friderich.

Nach dem Concept.


10197. AN DEN OBRISTEN VON HACKE IN GLOGAU.

Hauptquartier Kloster Grüssau, 9. August 1758.

Ich befehle hierdurch, dass Ihr von nun an sogleich keinen Menschen mehr über die Oder nach jener Seite lassen sollet, auch keine Briefe, insonderheit von denen Italienern und Juden, als auf welche Ihr insbesondere vigiliren sollet, da Ich in Erfahrung gekommen bin, dass verschiedene von solchen Leuten nicht redlich noch kauscher sein, sondern eine sehr verdächtige Correspondance jenseit der Oder unterhalten; welchen Ihr also wohl auf den Dienst passen lassen sollet.

Ich bitte, an mir die besten Karten, so man von der polnischen Grenze auftreiben kann; mir sofort zu schicken.

Friderich.4

Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin. Der Zusatz eigenhändig.



1 Vergl. Nr. 10191 mit Anm. 3 zu S. 151.

2 Vergl. Nr. 10202.

3 In einem Schreiben, d. d. Kloster Grüssau 10. August, bezieht sich der König nochmals auf das Schreiben vom 9. Er fügt hinzu, dass er Dohna weiter schreiben werde, „wann Ihr über die Oder gehen und zu Mir stossen sollet; wie dann auch die Umstände mich vielleicht zwingen werden, nach Crossen zu gehen, um desto eher zu Euch zu stossen“ .

4 In einem folgenden Schreiben an Hacke, d. d. Rohnstock (nördl. von Hohen-Friedeberg) 11. August 1758, wiederholt der König den Befehl, dafür zu sorgen, „dass man von Meinem Marsch jenseit der Oder nichts erfahren könne“ . Der König fügt hinzu, er würde „sehr gerne sehen, wann Ihr noch 6 zwölfpfündige Canons im Stande bringen könntet“ .