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10084. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU.

Lager bei Prossnitz, 20. Juni 1758.

Ew. Liebden beide Schreiben vom 20. dieses habe erhalten, und bin Ich Deroselben sowohl vor die communicirte Nachrichten als vor die überschickte Kriegesgefangene obligiret. Von hier aus habe Ew. Liebden neues schreiben wollen, dass wir heute bis auf eine Viertelmeile vom Feinde fouragiret haben, da wir denn also die ganze Armee von solchem stehen sehen. So wie Ich und die meisten mit Mir gewesene Officiers solche rechnen können, so ist solche ohngefähr bis ohngefähr 45,000 Mann, exclusive die detachirte Corps, und also nur wie wir solche gesehen haben. Es gehet die Rede unter ihnen, als wollten sie uns den 24. attaquiren, Ich glaube es aber nicht. Demohngeachtet habe Ich die Precaution genommen, dass solchenfalls und so wie sie an uns herankommen, Ich die weitläuftige Vorstädte von Prossnitz in Brand stecken lassen werde, wodurch Ich die Zeit gewinne, Ew. Liebden und Meine andere detachirete Corps an Mich zu ziehen, auch noch die Artillerieofficiers von Olmütz an Mich zu bekommen.1

Ich sollte glauben, dass, wenn bei dem Regiment von Möhring2 ein guter General mit 3 Bataillons detachiret wäre,3 dass solches gnug sein würde, und dass Ich das übrige alles an Mich werde ziehen können; den General aber herauszufinden, den Ich da lassen wollte, darüber bin Ich noch etwas embarrassiret, denn da habe schon vor, durch Ew. Liebden mit dem Corps die meisten Regimenter hierher zu ziehen. Indessen, wenn Ich Ew. Liebden hier nöthig haben werde, so will Ich Dieselbe schon geschwinde genug davon avertiren lassen.

Ich lasse hier Pechkränze machen; wor in Littau Pech ist, so bitte mir welchen schleunigst zu schicken.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst. Der Zusatz eigenhändig.


10085. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU.

Smirschitz, 20. Juni 1758.

Ew. Liebden werden die 3 Grenadierbataillons Wangenheim, Rohr und Heyden unter Commando des Generalmajor von Kreytzen bei dem Möhring'schen Husarenregiment stehen lassen und mit den sämmtlichen



1 Durch ein Schreiben, d. d. Au camp près de Prossnitz 20 juin 1758, theilt der König auch dem Feldmarschall Keith dasjenige mit, was man bei der Fouragirung vom Feinde gesehen und erfahren hat; im Fall die Oesterreicher wirklich angreifen, soll Keith dem König Artillerieofficiere und einige Regimenter senden.

2 Vergl. S. 59.

3 Vergl. Nr. 10085.