10191. AN DEN GENERALLIEUTENANT GRAF DOHNA.

Hauptquartier W ernersdorf, 8. August 1758.

Der König macht dem Grafen Dohna in der gleichen Weise wie dem Prinzen Heinrich Mittheilung von seinem bevorstehenden Marsche gegen die Russen und von dem Gerücht, das zur Täuschung der schwedischen Truppen ausgesprengt werden soll.152-2

An diesen Bruit, wann er an Euch kommen wird, sollet Ihr Euch nicht kehren, doch solchen favorisiren und zu dem Ende an die Landräthe der Mittel- und Uckermark schreiben und ihnen pro forma Marschrouten schicken, wie Ihr Euren Marsch nach Pommern nehmen werdet. Ihr sollet aber wohl observiren, dass Ihr solches nicht zu früh thut, noch Euch von solchem Bruit etwas eher echappiren lasset, bis gegen die Zeit, da Ich nahe komme; dann Meine Absicht ist, durch solchen Bruit die Schweden zu imponiren, damit solche währender Zeit, da wir die Expedition gegen die Russen vornehmen, dort stehen bleiben und nicht vorwärts rücken, und wenn wir auch damit nur fünf oder sechs Tage gewinnen, eher die Schweden unsere Absicht recht erfahren können, so ist es allemal so viel Zeit gewonnen, dass wir mit denen Russen endigen können, ehe die Schweden was weiter zu unternehmen im Stande sein. Ihr sollet Euch also sehr in Acht nehmen, etwas von vorgedachtem Bruit zu früh auszubringen.

Sonst will Ich wissen, und sollet Ihr Mir citissime schreiben, ob und wie viel Ihr bei Eurem Corps an Pontons habet, um Brücken zu schlagen, imgleichen ob Euch der Generallieutenant Rochow zu Berlin nach Meiner Ordre 14 zwölfpfündige Canons und 19 Haubitzen, so Ich allda ganz neu erst machen lassen, mit dem Attirail und Gespann schon zugeschicket hat.

Friderich.

P. S.

Ich152-3 gedenke, zwischen Beuthen und der Gegend Züllichau bei einem Ort Schiwitz,152-4 nicht weit von der Gegend Grünberg oder Rothenburg über<153> die Oder zu gehen, um bald über zu kommen. Wann Ich aber auf Meinem Marsch weiter daher ankomme, so werde Ich Euch den Ort schreiben, wo Ich Mich mit Euch conjungiren will, und welchen Tag. Meine Intention ist nicht, gerade auf Meseritz zu gehen, wohl aber rechter Hand herumzumarschiren, als wenn Ich nach Posen wollte, um den Feind so aus seinem Lager zu bringen und mit Avantage zu attaquiren. Also habet Ihr Euch jetzt gleich nach allem und nach der Beschaffenheit derer dortigen Gegenden genau zu erkundigen, ohne jedoch, dass Ihr Euch etwas von denen eigentlichen Absichten merken lassen müsset. Ich werde Euch den Ort schreiben, wo wir zwischen Beuthen und Züllichau zusammenstossen können. Ich wiederhole aber, dass, ohne dass Ihr Euch von allem das geringste merken lassen müsset, Ihr unter der Hand und unter allerhand Prätexten suchen müsset, Euch nach der Beschaffenheit derer Situationen und nach allen Wegen und Umständen so genau als möglich zu erkundigen, auf dass Ihr alles wohl im Kopfe habet und Ich Mich mit Euch auf alles dieses besprechen und concertiren kann.

Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin.



152-2 Vergl. Nr. 10190 mit Anm. 3. S. 151.

152-3 Im Concept bildet das Folgende ein besonderes Schreiben, d. d. Grässau 9. August.

152-4 Soll heissen Tschicherzig, vergl. S. 150 (südl. von Züllichau).