10248. AN DEN GENERAL DER INFANTERIE MARKGRAF KARL.

[Tamsel,] 29. August 1758.

Die Bataille, so Ich letzthin mit denen Russen gehabt, äussert von Zeit zu Zeit mehrere Merkmale, woraus man schliessen kann, dass sie von grösserer Importance gewesen, und muss Ich denen ersten Nachrichten, so Ich Ew. Liebden von solcher gegeben habe,194-4 noch hinzufugen, was Ihnen nicht wahrscheinlich vorkommen wird, welches aber doch wahr ist, nämlich, dass der Feind an die 20,000 Mann auf dem Wahlplatze gelassen.

Die Gefangene, so bereits beisammen, gehen über 2000 Mann. Wir haben 6 Generals und 73 Officiers von denen Russen, auch sind 25 Fahnen und 103 Geschütz von ihnen zusammengebracht worden. Die russische Armee ist am Tage der Bataille 70,000 Mann stark gewesen, und da wir auch durch die Bataille verloren haben, so folget von selbsten, dass die Russen an der Zahl noch stärker als wir sein müssen. Sie haben auf den hiesigen Bergen sich so avantageux postiret, dass Ich sie in der Position ohnmöglich attaquiren kann. Also werden Ew. Liebden nicht allein nach Görlitz zu marschiren belieben, auf den Fall der Feldmarschall Daun den Weg nehmen sollte, sondern absonderlich attent sein, dass, wenn Daun zwischen Bautzen und Dresden<195> über Königsbrück nach der Mark marschiren wollte, dass Ew. Liebden in solchem Fall ihm zuvorkommen können.

Ich habe unterdessen den Generallieutenant von Zieten und den Prinz Franz von Braunschweig195-1 dem Feinde vorgezogen, damit Laudon nicht weiter penetriren könne. Ew. Liebden werden aber leicht zu ermessen belieben, dass Ich dadurch nicht im Stande sein werde, die österreichische Armee abzuhalten, dazumalen Ich Mich hier für die Russen nicht rühren kann, ohne alles wieder zu verderben. Ich werde erforderlichen Falls diese Armee hier stehen lassen und zu Ew. Liebden kommen. Unterdessen müssen Sie Sich nach denen Nachrichten vom Feinde dirigiren, weil Ich von hier aus solches zu thun nicht vermag.

Uebrigens muss Ew. Liebden die betrübte Zeitung hinterbringen, dass Laudon den 25. dieses die Festung Peitz eingenommen hat.

Friderich.

Nach der Ausfertigung.



194-4 Vergl. Nr. 10240.

195-1 Vergl. Nr. 10247. 10252. 10253.