10441. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN BERLIN.

Dresden, 18. October 1758.

Ew. Excellenz gnädiges Schreiben vom 15. dieses habe ich heute Vormittag um 10 Uhr allhier richtig zu erhalten die Ehre gehabt. Ich war sogleich im Begriff, Deroselben etwas umständlicheres von derjenigen Affaire zu melden, welche den 14. dieses durch eine Surprise des Feindes der königlichen Armee zu einigem Nachtheil ausgefallen ist, — so viel nämlich ich davon durch Schreiben guter Freunde von der Armee und sonsten hier erfahren habe, und zu meiner grossesten Consolation zu melden, dass diese Sache gottlob! bei weitem nicht so übel ist, als wie man sich solches gleich anfänglich sowohl hier als auch vielleicht von einigen bei der Armee selbst vorstellen wollen; und obgleich sehr zu wünschen wäre, dass das Malheur einer Surprise nicht geschehen, noch es dem Feinde darunter, vielleicht aus gar zu grosser Sicherheit derer, so auf den rechten Flügel commandiret und bei so einer nahen Distanz von einem Kanonschuss, so der Feind nur abgestanden, nicht alle Précautions genommen, zu Anfanges gelungen wäre, so ist doch solches weit erträglicher gewesen, als es sonst natürlicher Weise arriviren können; dabei es dann nunmehro wohl eine ausgemachte Sache ist, dass die feindliche Armee einen weit inegaleren Verlust, als der unsrige ist, bei dieser Affaire gehabt und mehr als das Triplum verloren hat, so dass ihm diese Affaire de poste, wie es wohl mehr als wie eine Bataille gewesen, sehr theuer zu stehen gekommen, welchem<318> ohnerachtet er es als eine letztere bei der ganzen Welt ausschreien und solches äusserst grossiren wird — als318-1 so eben der expresse Courier-Jäger mit königlichen Ordres zur weiteren Besorgung von mir hier ankam. Wie aber der Feldjäger mit höchst pressanten Commissionen chargiret ist318-2 und ich solchen nicht aufhalten kann, so muss bis auf morgen das übrige aussetzen und mich inzwischen auf diejenige Relation beziehen, so des Königs Majestät einliegendem Schreiben318-3 an Ew. Excellenz beifügen lassen, um solche sogleich überall public zu machen, sowie ich meines Ortes hier zu thun befehliget bin, und welche aus derselben wahrhaften Feder fliesset, die Ew. Excellenz bekannt ist, und die allemal eine exacte Wahrheit darunter beobachten wollen.

Die Einlage an die Markgräfin von Ansbach318-4 soll Ew. Excellenz ich bestens zur guten Besorgung recommandiren.

Was mir als eines der grossesten Malheurs hierbei vorkommet, ist der, obschon gar nicht ohnvermuthete, Tod der Frau Markgräfin von Baireuth,318-5 so des Königs Majestät in eine ohnendliche Affliction setzen wird, und den der Herr Markgraf sowohl als der p. Cothenius gestern hieher gemeldet hat, und deren Schreiben ich gestern mit Nehmung aller nur ersinnlichen Präcautionen abschicken müssen.

Ich muss tausendmal um Vergebung meines höchst confusen Schreiben, so in der grössesten Eil gefertiget, bitten und werde morgen mit einem Expressen ein mehreres melden.

Eichel.

Nach der Ausfertigung.



318-1 Anzuschliessen an Zl. 3—5, „Ich war sogleich im Begriff etc.“

318-2 Vergl. Nr. 10438. 10442.

318-3 Nr. 1042g.

318-4 Nr. 10432.

318-5 Die Markgräfin war am Morgen des 14. October gestorben.