10497. AN DEN GENERALMAJOR VON TAUENTZIEN IN BRESLAU.

Girlsdorf,355-3 5. November 1758.

Ich bin von dem Einhalte Euers Schreibens vom 28. October ganz wohl zufrieden gewesen, und müsset Ihr die projectirte Empörung, von welcher Ihr Erwähnung thut,355-4 auf das schärfste untersuchen, hiernächst aber ein Kriegesrecht, welches den Process darüber instruire, commandiren und die abgesprochene Sentenz, es treffe auch, wen es nur immer wolle, ohne Mein weiteres Vorwissen nach der grössten Rigueur zur Execution bringen lassen.

Ich bin heute hieher marschiret und eile morgen weiter, um dem Feinde, wo Ich ihn treffe, übermorgen auf den Hals zu gehen. Wann Ihr jemand an dem Tage aus Breslau in der Gegend von Strehlen ausschicket, werdet Ihr eher etwas davon erfahren, als Ich es Euch werde können zu wissen thun.

Friderich.355-5

Nach dem Concept.



355-3 Girlsdorf oder Girlachsdorf östl. von Reichenbach; in der Vorlage: Gersdorf.

355-4 Die in Breslau untergebrachten österreichischen Gefangenen hatten die Absicht gehabt, während Jahnus die Stadt angriffe, sich der Wache zu bemächtigen und so die Stadt dem österreichischen General zu überliefern. Tauentzien hatte die Schuldigen festnehmen lassen. Vergl. schon Nr. 10480.

355-5 Das von Rödenbeck (Tagebuch aus Friedrichs Regentenleben, Bd. I, S. 359) unter November 1758 bei Girlsdorf erwähnte Schreiben an den Markgrafen von Baireuth liegt handschriftlich nicht vor.