10505. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN BERLIN.

P. S.360-2

Dresden, 6. November 1758.

Gestern ist das hiesige Corps d'armée von Gamig aus nach Bennrich marschiret und hat seine Position zwischen hier und ohngefähr gegen Kesselsdorf genommen. Da bei diesem Marsch der Generalmajor von Mayr nebst denen Freibataillons und etwas Husaren die Arrièregarde gemachet und ein Corps Husaren und Panduren von ohngefähr 4000 Mann, welche, wo ich nicht irre, ein gewisser österreichscher Generalmajor Riedt commandiret, seine Revanche auf den Generalmajor Mayr nehmen und ihn surpreniren wollen, weil er Tages zuvor solchem seine mehriste Feldposten aufgehoben und weggenommen, so hat letzterer das Praevenire gemachet und sich auf einmal gegen ihn zurück tourniret, dass er jenen surpreniret und dergestalt überfallen hat, dass das feindliche Corps dadurch in Confusion gerathen und dabei an 200 Todte und Blessirete gehabt, ausser welchen noch gedachter Generalmajor Mayr hier 2 Officiers und etliche 50 gefangene Husaren und Panduren, die aber mehrentheils sehr übel blessiret waren, gefangen eingebracht. Worauf er seinen Marsch hieher weiter fortgesetzet. Die Armee ist sonst ganz ruhig und ohne etwas vom Feinde gesehen zu haben, in ihre neue Position angekommen. Wie ich höre, soll man die Nachricht haben, dass es nicht der Feldmarschall Daun selbst sei, der auf Bautzen marschiret ist, sondern Laudon mit einem Corps von 15,000 Mann, wie es sich ausgeben soll; alles aber ist darunter noch ohngewiss.

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Uebrigens ist alles wegen der in meinem Schreiben erwähnten Reise decidiret, dass es dabei bleiben soll.361-1

Eichel.

Nach der Ausfertigung.



360-2 Im Hauptschreiben theilt Eichel u. a. mit, dass aus Schlesien noch immer keine bestimmten Nachrichten eingetroffen seien; in Dresden gehe das Gerücht, „als ob des Königs Majestät oder aber des Prinz Heinrich Hoheit, wiewohl nur légèrement, blessiret sein sollten“ .

361-1 Vergl. Nr. 10504. In einem weiteren Schreiben vom 6. theilt Eichel mit, dass seine und Mitchell's Abreise nach Berlin, die für den Morgen des 7. angesetzt gewesen, „annoch suspendiret“ worden sei, „nachdem uns heute gegen Abend ein Feldjäger von des Königs Majestät zugekommen“ .