10566. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN BERLIN.

Dresden, 24. November 1758.

Eichel meldet, dass der König noch ein zweites Exemplar der Vollmachten für Knyphausen und Michell400-1 unterzeichnet habe, und dass dieses Exemplar durch einen Courier Mitchell's nach London abgegangen sei.

Eichel sendet an Finckenstein die zur Unterzeichnung an das Cabinet gegangenen „Notificationsschreiben wegen des letztgeborenen Posthumi des hochseligen Prinz von Preussen“ .

Des Königs Majestät seind nicht zu disponiren gewesen, selbige, ausser einige wenige, zu unterschreiben, und zwar aus Ursache, dass die mehristen davon an Leute wären, die sich öffentlich gegen Dieselbe declariret hätten, und dann, dass in gegenwärtigen Kriegsumständen es nichts verschlagen würde, wenn auch die sonst gewöhnliche Etiquette so genau nicht überall beobachtet werde, welches hiernächst nach wiederhergestelltem Frieden in alsdenn vorkommenden Vorfällen allemal wieder observiret werden könnte. Ich sehe mich also genöthiget, alle diese Expeditions, so wie ich solche empfangen, zurückzusenden . . .

Eichel meldet, dass die Daun'sehe Armee völlig über das Gebirge zurück sei und „dabei noch einige kleine Échecs gelitten hat“ ; die Zweibrück'sehe Armee werde auf ihrem Rückmarsch einerseits von Dohna und Wedell, andererseits von Hülsen und Knobloch bedrängt.

Eichel empfiehlt dem Minister, bei der Reise von Berlin nach Dresden400-2 die etwas weitere, aber sicherere Tour über Wittenberg, Torgau und Wilsdruf zu wählen.

Ich wünsche von Grund meiner Seelen, dass Ew. Excellenz Reise anhero beglücket und Dero hiesiges Séjour alsdenn von allem erwünscheten Succès sein möge.

Eichel.400-3

Nach der Ausfertigung.



400-1 Vergl. S. 393.

400-2 Vergl. S. 392.

400-3 In einem Schreiben an den Minister vom 25. November macht Eichel die Mittheilung, dass in den ersten zwei bis drei Tagen, nachdem Daun vor Dresden erschienen, die Lage „höchst critique“ gewesen sei, so „dass der Feind, wenn er sich besser zu nehmen gewusst hätte, wohl in seiner Entreprise hätte reussiren können“ ; er habe deshalb die Vorsicht anwenden müssen, die in seinen Händen befindlichen Chiffern, von denen Copien in Berlin seien, zu verbrennen. Eichel bittet, „auf das allerschleunigste und fordersamste“ ihm Abschriften der Chiffern für die Correspondenz mit Rexin zuzusenden, da, wenn Berichte von diesem einliefen, der König in höchster Ungeduld sein werde, sie bald lesen zu können. In einem Schreiben vom 27. äussert Eichel seine grosse Freude über die bevorstehende Ankunft des Ministers, für die er alle Vorkehrungen getroffen. Finckenstein kam am 29. in Dresden an.