<261> denn Ihr consideriren müsset, dass der Feind hier an zwei bis drei Seiten durchbrechen will, dass Meine ganze Infanterie nicht stärker als 22000 Mann, und dass mit der Kavallerie Ich wenig oder nichts in den Bergen ausrichten kann, und dass also, wenn Ich hier was rechts machen will, Ich en forces sein muss, damit sich doch einigermaassen was decidiret. Nach Meiner Idee muss Mein Bruder schon auf dem Rückmarsch sein. Dem habe Ich geschrieben, dass er die Regimenter, so gegen die Russen unter dem Generallieutenant Hülsen kommen sollen, gleich nach Torgau schicken soll, damit man desto eher sie rechts oder links haben kann. Wenn sich hier sollte etwas mit den Oesterreichern decidiret haben, wenn es auch nicht was ganz grosses, sondern nur etwas wäre, so kann Ich eher detachiren und gegen die Russen schicken. Ich lasse Mich also in Meinem Project auf keine Art derangiren, sondern bleibe dabei. Ich bin ganz Eurer Meinung, dass die Russen nur vorgeschicket, um ihr Magazin zu decken, und dass es dasselbe Manœuvre ist, so sie vor den Jahren1 gemachet.2

Friderich.

Nach der Ausfertigung in der Grossherzogl. Hofbibliothek zu Dannstadt.


10994. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON MANTEUFFEL.

Reich-Hennersdorf,3 27. Mai 1759.

Ich habe Euren Bericht vom 24. dieses wohl erhalten. Was zuvorderst das in demselben specificirte metallene Geschütz4 betrifft, so wird solches umgegossen werden und sehr wohl zu gebrauchen sein können. Ich finde die von Euch zu nehmende Position bei gegenwärtigen Umständen gut und convenable.5 Es wird aber nöthig seind, dass Ihr Futter und Mehl nach Küstrin bringen lasset, welches Euch, wenn Ihr nach Landsberg marschiret, oder auch allenfalls dem Succurs, den Ich Euch schicken werde, dienen könnte; dann sobald Mein Bruder, des Prinzen Heinrich Liebden, wieder nach Sachsen retourniret sein wird, schicket Euch derselbe 10 Bataillons Infanterie und 4 Cuirassierregimenter zur Verstärkung von seiner unterhabenden Armee, welche in der Position, wo Ihr jetzt stehet, wohl bei Schwedt über die Oder werden gehen müssen. Es sind übrigens 6000 Pferde von denen Russen nach Posen marschiret; Ich bin der Meinung, dass es nur geschehen, um ihr Magazin zu decken, so sie dort haben.

Hier bin Ich Mir in kurzem eine Invasion von den Oesterreichern vermuthen. Woferne es ihr Ernst ist, solche zu unternehmen, so wird unsere Sache hiesiger Orten in wenig Tagen decidiret sein, welches



1 So.

2 An Hacke in Glogau antwortet der König, Landshut 27. Mai, „dass die Leute [die Russen] noch nicht jetzo avanciren werden, und Ihr also noch ruhig sein könnet“ .

3 Südwestl. von Landshut.

4 Mecklenburgisches Geschütz aus Kostock.

5 Manteuffel wollte vorläufig eine Stellung zwischen Stargard und Nörenberg nehmen, bis die feindlichen Absichten sich mehr aufgeklärt hätten.