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11155. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON WEDELL.

Reich-Hennersdorf, 2. Juli 1759.

Es ist Mir lieb, dass die Patrouille so gut reussiret;1 Ihr könnet dieserwegen sowohl am Major von Haugwitz als Quintus2 von Mir ein Compliment machen.

Uebrigens zweifele Ich nicht, dass man durch Leute als Spions noch Mittel finden wird, Nachrichten einzuziehen. Wann's auf Geld ankommt, so könnet Ihr ihnen nur solches geben, dann Ich werde Euch solches alles wieder vergütigen. Ihr müsset dazu angesessene Leute nehmen und unterdessen ihre Weiber und Kinder in Verhaft behalten, um sie abzuschicken. Die Hauptsache zu erfahren ist das, wo Daun stehet, und [von] denen übrigen nöthigen Dingen.

Friderich.

Von Seydlitz habe ich noch keinen Rapport.

Nach der Ausfertigung im Wedell'schen Familienarchiv zu Ludwigsdorf in Schlesien. Der Zusatz eigenhändig.


11156. AN DEN GENERAL-MAJOR VON WOBERSNOW.3

Wobersnow berichtet, Lager bei Stübnitz4 29. Juni: „Ohnerachtet unser Marsch wenigstens bei der Avantgarde5 nach Möglichkeit pressiret und von Schwerin aus bis Obersitzko ohne Ruhetag mit täglichen Märschen von zwölf und sechzehn Stunden fortgesetzet worden, so ist es doch nicht möglich gewesen, die feindliche delachirte Corps von ihrer Hauptarmee zu coupiren, maassen der Feind von unserem Anmarsch über Schweiin allzu zeitig avertiret gewesen und alle seine Corps bis auf einige tausend Mann, so noch jenseits der Weichsel stehen, bei Posen zusammengezogen hat; allwo er gegenwärtig mit der ganzen Armee, jedoch in zwei verschiedenen Lagers; stehet, welche die Stadt und Warthe, über die man sechs Communicationsbrücken geleget, zwischen sich haben und davon eines Front nach Schlesien, das andere aber nach Thorn machet und beide stark fortificiret sind, sowie man täglich noch fortfähret, sie mehr zu befestigen.

Sonsten ist der General Fermor nach dem mit denen Oesterreichern concertirten Operationsplane resolviret gewesen, den 10. Juli aufzubrechen und seine Operationes gegen Schlesien anzufangen, woran er aber nunmehr durch unsere Position gehindert werden möchte. Wir marschiren morgen nunmehr mit der ganzen Armee nach Obornik, allwo wir dem Feinde auf der Flanke stehen und zugleich Jalousie auf Thorn geben, und muss sich also binnen wenig Tagen ausweisen, welche Partei der General Fermor nehmen wird. Auf den Fall nun derselbe bei Posen stehen bleiben sollte, würde es nicht wohl möglich sein, unsern Marsch weiter nach Thorn fortzu-



1 Ein Detachement des Wedell'schen Corps unter Generalmajor von Rebentisch war über Prausnitz hinaus in das Königreich Silva vorgedrungen gegen Königinhof hin (vergl. Nr. 11149) und hatte die feindlichen Husaren und Dragoner zersprengt; der Major von Haugwitz von den Gersdorff-Husaren und der Major Quintus hatten sich besonders ausgezeichnet. (Das sogen. Königreich Silva im Nordosten von Königinhof.) [Bericht Wedell's, Trautenau 2. Juli.]

2 Karl Gottlieb Guichard, vom Könige in den Adelsstand erhoben mit dem Namen von Quintus Icilius. (Vergl. Œuvres Bd. V, S. 12. Anm. 1.)

3 Wobersnow befand sich im Monat Juli nach seinen Berichten am 4. in Murowana-Goslin (nordl. von Posen), am 5. in Obornik, am 8. in Sceraquitza (jedenfalls Cerekwica, nordwestl. von Posen), am 16. in Meseritz, am 21. in Züllichau.

4 D. i. Stobnica.

5 Diese befehligte General Wobersnow. Vergl. S. 271. 275.