10692. AN DEN GENERALLIEUTENANT GRAF DOHNA.

Breslau, 28. Januar 1759.

Ich habe Euren Bericht vom 23. dieses erhalten und aus solchem und dessen Beilagen recht gerne ersehen, was Ihr von der Uebergabe und Einnahme der Stadt Anklam gemeldet habet. Ich bin auch insoweit aus denen von Euch angeführten Ursachen ganz wohl davon zufrieden, obschon Ich noch kein Exempel von dergleichen Capitulation48-5<49> vorhin gesehen habe. Da Ihr bei solcher Gelegenheit eine gute Anzahl Pferde auch Wagens mitbekommen habet, so müsset Ihr mit erstem Eure Husaren, so viel es angehet, remontiren, auch wohl einige, so dazu tüchtig seind, zu Dragonerpferde mit employiren, das übrige aber bei Eurer Artillerie und Proviantfuhrwesen mit gebrauchen.

Was den von Euch angeführten Abgang an Munition zur Feldartillerie anbetrifft, da muss zuvorderst ordentlich specificiret werden, was und wie viel deshalb nöthig ist, damit Ich deshalb die behörige Ordres ertheilen könne. So viel aber Eure zu errichtende Magazins zur Subsistance des Corps d'armée in künftiger Campagne anlanget, da müsset Ihr sogleich darauf denken und zu solcher brav Mehl, Korn, auch Fourage und alles aus Schwedisch Pommern und aus dem Mecklenburgschen mitziehen, mithin Euch, wie Ich schon vorhin erinnert habe, Eure Magazins selbst machen, alles aber nach Stettin bringen lassen, als woselbst der beste und convenableste Ort zu Anlegung eines Hauptmagazins ist. Ich glaube mithin, dass, wenn mit Fleiss dazu gethan wird, Ihr gar bald werdet an und über 4000 Wispel Mehl und ein paar tausend Wispel Haber nach Stettin bringen lassen können, welches, dass es angehet, Ich gar nicht im geringsten zweifele.

Im übrigen sollet Ihr Mir schreiben, wie stark dann nunmehro das schwedische Corps d'armée dorten sein könne, dann der Abgang davon doch beträchtlich sein muss, da wir in beiden Plätzen Demmin und Anklam auf 2500 Kriegesgefangene bekommen, sonsten auch vorhin an dergleichen bei verschiedenen Gelegenheiten ohngefähr an 500 Mann erhalten haben, die Desertion bei ihnen bekannter Maassen zeither stark gewesen und also wohl an 1000 Mann zu rechnen ist, ausserdem sie an Kranken wenigstens ebenso viel haben müssen und also Meines Ermessens der ganze Rest 14 000 Mann ausmachen kann. Wornach Ihr Euch wohl zu erkundigen und Mir davon, so viel möglich, mit Zuverlässigkeit zu berichten habet.

P. S.

Auch habe Ich Euch hierdurch nur noch, jedoch nur zu Eurer alleinigen Direction, auch nur als eine an sich noch nicht gewisse noch ausgemachte Sache communiciren wollen, wie dass Ich nicht glaube, dass Ihr wegen kommender Campagne mit Eurem ganzen unterhabenden Corps dortiger Orten werdet stehen bleiben, sondern dass vielleicht nur der Generallieutenant von Manteuffel (als mit welchem allein Ihr hieraus communiciren könnet) mit ohngefähr 6 bis 8000 Mann da stehen bleiben wird, um die Schweden zu conteniren, Ihr aber mit dem übrigen Corps<50> werdet nach Sachsen marschiren und zu meinem Bruder, des Prinz Heinrich Liebden, werdet stossen müssen; denn da man wissen will, dass die Russen auf Schlesien und gegen Sachsen marschiren und da operiren wollen, so werde Ich solchenfalls Meine Corps zusammenhalten müssen.

Es ist dieses aber, was Ich Euch hiervon schreibe, noch gar nichts positives, sondern alles bis dato nur Muthmaassungen und eine generale Idee, die Ich Euch nur vorläufig im Vertrauen communicire. Indessen Ihr wohlthun werdet, alles überall nunmehro sowohl bei der Artillerie und dem Artillerietrain, als auch bei [dem] Proviantfuhrwesen der Armee und derer Regimenter alles bald wieder in gehörigem Stande setzen, auch, was wegen der Mundirungen und überall sonsten nöthig ist, besorgen zu lassen, damit alles im Stande komme, zumalen da ausser Zweifel auch dorten die Winterquartier-Douceurgelder schon ausgezahlet sein werden.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin.



48-5 Es war bestimmt worden, dass die als kriegsgefangen geltende Garnison, soweit sie aus National Schweden und Dalekarliern bestand, nach Schweden transportirt werden solle unter Verpflichtung, in diesem Kriege nicht wieder gegen Preussen zu kämpfen. Dohna führte als Ursache für dieses Zugeständniss an, dass durch die entlassenen Soldaten die Gährung in Schweden gegen die Kriegspartei verstärkt werden, und dass man preussischerseits dadurch die Kosten für Unterhalt und Verpflegung der Kriegsgefangenen sparen würde.