10934. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON MANTEUFFEL.

Landshut, 11. Mai 1759.215-6

Ich habe Euer Schreiben vom 7. dieses erhalten und bin von dessen Einhalt ganz wohl zufrieden gewesen, nur aber finde Ich zu erinnern, dass der Generalmajor Diericke mit die 4 Bataillons, so Ihr detachiret,215-7 zu schwach und solches so gut wie nichts sein wird; wie Ich dann geglaubet habe, Ihr würdet ihm noch ein paar Bataillons zugegeben haben.

Die Anstalten, so Ihr mit dem Generalmajor von Kleist215-8 machet, approbire Ich in so weit; nur müsset Ihr noch überlegen und zusehen, wohin der Generalmajor von Kleist zu marschiren hat, auf den Fall, dass der Feind durch das Mecklenburgische sich ziehen und bei Ruppin ohngefähr wieder herauskommen wollte; denn auf diesen Fall gedachter Generalmajor von Kleist dem Feinde gleich vorrücken und einen guten Posten im Mecklenburgischen aussuchen und nehmen müsste.

Ohnerachtet die Russen ein Corps von 10000 Mann gegen Posen geschicket haben,215-9 so glaube Ich doch nicht, dass es ihnen ein Ernst<216> sei, hier gegen Schlesien zu agiren und dahin was zu tentiren, sondern Ich supponire eher, dass ihre Intention sei, auf Colberg zu gehen. Indessen detachire Ich jetzo den Generalmajor von Wobersnow mit einem Corps gegen Lissa zu, wenn es auch nicht mehr wäre, als nur den Feind zu observiren. Gedachter Generalmajor von Wobersnow ist auch beordert,216-1 Euch zu schreiben, im Fall dass sich die Russen näher nach der Neumark oder sonsten so hinziehen wollten; wornach Ihr Euch dann werdet richten und Eure Mesures nehmen müssen; dann in dem Fall, dass die Russen von Colberg abstrahireten, so ist kein besserer Posten vor Euer Corps als der bei Landsberg, da Ihr alsdenn aber Euer nöthig habendes Magazin von Mehl, Haber, Stroh und Heu von Stettin zu Wasser nach Küstrin transportiren lassen müsset. Wann solcher Cas existiret, so kommet es pur nur darauf an, dass genügsame Schiffe in Stettin vor solchen Transport vorhanden seind, davor Ihr wohl, auf den Fall es nöthig sein wird, sorgen werdet.

Sonsten wird Mein Bruder, des Prinzen Heinrichs Liebden, mit seiner Expedition im Reiche gegen Ende dieses Monates fertig sein; alsdenn werde Ich gleich sehen, nach Beschaffenheit der Umstände, wie Ich Euer Corps mit 12 à 15 000 Mann verstärken kann.216-2

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin.



215-6 Ein Schreiben vom 11. Mai an den Lord Marschall von Schottland vergl. in den Œuvres Bd. 20, S. 279.

215-7 Vergl. S. 195. 206.

215-8 Vergl. S. 191. 212.

215-9 Dem Secretär Benoît in Warschau dankt der König am 11. Mai für die Nachrichten über die Bewegungen der Russen in Polen; Benoît soll vor allem zu erfahren suchen, „si des troupes russiennes marcheront par la Pologne vers les frontières de la Haute-Silésie“ , und wenn dieser. Fall eintrete, den König so schnell wie möglich davon in Kenntniss setzen.

216-1 Cabinetsbefehl an Wobersnow, d. d. Landshut 11. Mai. [Ausfertigung in der Grossherzogl. Hofbibliothek zu Darmstadt. Vergl. weiter unten S. 230. Anm. 3.] In der Ordre wird dem General femer mitgetheilt, dass der Minister Schlabrendorff angewiesen sei, „einen Commissarium von Breslau oder Glogau aus mitzugeben, dem er zugleich zur Berechnung 20000 Thaler mitgeben soll, auf dass, wenn Ihr in Polen einmarschiren werdet, er, wenn es nöthig ist, das Mehl und die Fourage daselbst für Euer unterhabendes Corps einkaufen könne“ . Weiter sei der Ingenieurlieutenant Schlott beordert, Wobersnow zu begleiten; General Seydlitz habe Befehl erhalten, das Regiment Württemberg-Dragoner nach Breslau zu senden, das den 14. dort eintreffen und dann mit Wobersnow weiter marschiren solle; sowohl dies Regiment wie die zwei Regimenter vom Fouqué'schen Corps und die „Bataillons von Jung-Sydow Garnisonregiments“ sollten auf einen Monat, nämlich pro Junio, Verpflegungsgelder mitnehmen.

216-2 Ein P. S. betrifft Zahlungen für den Pontontrain.