10953. AN DEN GENERALMAJOR VON WOBERSNOW.229-2

Landshut, 17. Mai 1759.

Ich mache Euch hierdurch bekannt, wie dass Ich Mich gezwungen gesehen habe, den Generalmajor von Puttkammer zu beordern,229-3 dass er sogleich mit seinen 6 Escadrons wiederum aufbrechen und gerades Weges nach der Lausnitz zurückmarschiren soll, indem sich der Vorfall ereignet hat, dass sogleich nach seinem Abmarsch von Spremberg ein feindliches Detachement von Kavallerie und Infanterie in die Lausnitz eingedrungen und seinen Marsch nach der Niederlausnitz gerichtet, folglich [Mir] starke Jalousie auf die Churmark gegeben hat, indem der Obristlieutenant von Dingelstedt mit seinen beiden Escadrons von denen Puttkammer'schen Husaren schon Spremberg verlassen und sich nach<230> Kottbus ziehen müssen. Ich habe daher sogleich den Generalmajor von Czettritz mit seinem Regiment und einigen Escadrons Husaren von Mehring beordern müssen, sofort nach der Lausnitz zu marschiren, um über Görlitz dem Feinde im Rücken zu kommen zu suchen; dabei Ich aber auch dem Generalmajor von Puttkammer aufgeben müssen, alsofort gerades Weges nach der Lausnitz zurückzumarschiren, um entweder zu dem Generalmajor von Czettritz oder auch zu seinen beiden dort habenden Escadrons230-1 zu stossen, um dem Feind im Rücken zu gehen und ihn wenigstens so lange zu arretiren, dass der Generallieutenant von Manteuffel nur die Zeit gewinnen kann, zufolge an ihn geschickter Ordre sogleich 4 Bataillons nebst einem Regiment Dragoner oder doch einigen Escadrons und an 300 Husaren auf das fordersamste gerades Weges nach Berlin zu schicken.

Sobald die in der Lausnitz gedrungene Oestreicher werden zurückgejaget worden und die Lausnitz wieder reine gemachet sein wird, werde Ich Euch den Generalmajor von Puttkammer wiederum zurückschicken, dessen Ihr Euch inzwischen um so fuglicher werdet passiren können, da Meinen Nachrichten nach bei Posen noch alles in statu quo geblieben und noch nichts mehr von Russen dorten angekommen ist.230-2

Friderich.

Nach der Ausfertigung in der Grossherzogl. Hofbibliothek zu Darmstadt. 230-3



229-2 Wobersnow's Berichte im Monat Mai sind datirt am 1. und 11. aus Landshut, am 18. aus Gurow (d. i. Guhrau, östl. von Glogau), am 19. „auf dem Marsch nach Glogau“ , am 20. aus Glogau, am 22. aus Freistadt, am 25, aus Tarn (jedenfalls Thamm, östl. von Primkenau), am 26. „auf dem Marsche“ , am 27. und 29. aus Jauer.

229-3 Die Ordre selbst liegt nicht vor. Es finden sich nur Weisungen für dieselbe auf der Rückseite von Puttkammer's Bericht, Rauschwitz 16. Mai. Dabei die Bemerkung über die nach der Lausitz marschirten Oesterreicher: „haben nichts von Canons als 4; in Görlitz ist nichts gewesen“ .

230-1 Die zwei Schwadronen unter Dingelstedt.

230-2 Nach einem Bericht von Hacke, d. d. Glogau 16. Mai. Der König dankt Hacke am 17. für die Nachrichten, übersendet ihm obiges Schreiben an Wobersnow zur weiteren Beförderung und macht ihm Mittheilung von dem Inhalt desselben.

230-3 Die Cabinetsbefehle an General Wobersnow befinden sich in der von Süssenbach, dem Secretär Wobersnow's, angelegten Handschriften-Sammlung, die an die Grossherzogl. Hofbibliothek zu Darmstadt übergegangen ist. Vergl. Schäfer in den „Forschungen zur deutschen Geschichte Bd. XVII, S. 579 ff.