11026. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON SEYDLITZ.

Reich-Hennersdorf, 2. Juni 1759.

Ich habe Euer Schreiben vom 2. dieses wohl erhalten, worauf Euch in Antwort dienet, wie dass gestern Laudon noch auf einen Brief geantwortet hat, der ihm von hier aus geschrieben worden, und dass er also den 1. Junii gewiss in Schatzlar gewesen sein muss, allwo er gedachten Brief unterschrieben hat. Nichts desto weniger ist doch das Lärm279-1 in der Armee derer Oesterreicher, dass ein Detachement von 10000 Mann irregulärer Truppen gegen die sächsische Grenze anmarschiret wäre. Die österreichischen Generals haben zwar darauf gewartet, dass Mein Bruder, des Prinzen Heinrich Liebden, Sich noch weiter in das Reich enfonciret haben, und kann es daher leicht sein, dass, wie sie werden erfahren haben, dass nicht nur Mein Bruder auf den Marsch nach Sachsen zurück ist, sondern auch, dass dorten der Generalmajor von Schenckendorff ein österreichisches Détachement von 700 Husaren, 400 Panduren und 6 Bataillons Infanterie bei Zwickau geschlagen, dass beide Umstände sie circonspect gemachet und von Plan zu ändern bewogen hat.279-2

Der Rückmarsch von Meinem Bruder und das Detachement, so nach der Dohna'schen Armee gehen wird, solches wird ohne Zweifel ihr Propos noch mehr derangiren,279-3 und kömmt es auf Meiner Seite auf nichts anders als erstlich auf Geduld an, dass Ich erst alles abwarte, und zweitens auf Zeitungen, dass Ich nur Informationes und gute Nachrichten bekomme, was der Feind vornimmt. Auf diesen Articul also müsset Ihr Eure Hauptattention mit richten und Eurerseits nichts sparen, um alles, was auf dortigen Grenzen geschiehet, zu erfahren und Mir<280> solches zu melden. Wie Ich Euch dann von Meinerseits von allen Zeitungen, die Ich erfahre, sie mögen wahr oder falsch sein, Notice geben werde, damit Ihr auf Eurer Seite erfahret, ob solche Grund haben oder nicht.

Friderich.

Ich bin hier auf Schildwach und warte auf die Dinge, die da kommen sollen, und die noch wohl ein paarmal ins Stecken gerathen werden.

Friderich.

Nach der Ausfertigung in der von Wallesberg'schen Bibliothek zu Landshut. Der Zusatz eigenhändig.



279-1 So.

279-2 So.

279-3 Vergl. auch das Cabinetsschreiben an Schmettau vom 2. Juni bei Preuss, Urk.-Buch Bd. II, S. 34.