11621. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN.

[Wilsdruff,] 23. November 1759.

Eichel bezieht sich auf sein Schreiben vom 22. November (Nr. 11618).

Ew. Excellenz werden die Confusion erwähnten meines Schreibens zu condonniren geruhen und von der Grösse meines Chagrins über ein Désastre, dergleichen bei denen preussischen Truppen ohne Exempel ist, Selbst urtheilen, wovon ich mir noch bis diese Stunde keinen rechten Begriff machen kann, zumalen der Generallieutenant von Finck sich sonst in allen Gelegenheiten sich so wohl und so vorsichtig betragen, auch die Generalmajors Wunsch und Rebentisch bei sich gehabt, die<658> beide, und sonderlich der erste, sich sonst in allen Gelegenheiten sehr distinguiret haben,658-1 dass ich also vermuthe, es müsse der Fehler an dem Terrain und der Situation von Maxen liegen, welches aber doch besonders die Herren Generals Finck und Wunsch kennen müssen, da sie in denen vorigen Campagnen unter Commando des Prinz Heinrich Hoheit der Orten verschiedentlich campiret haben. Es bleibet mir also ohnbegreiflich, dass ein starker Feind in drei Corps dem Finck'schen sich so näheren und ankommen können, um selbigem einen so grossen Échec anzubringen.

Eichel überschickt dem Minister eine Abschrift des Schreibens von Finck, d. d, Dresden 21. November,658-2 mit der Bitte, „solche nur lediglich und allein vor Sich zu menagiren“ .

Die Einlage an den Herrn von Knyphausen658-3 recommandire bestens und bitte um Gottes willen, die chiffrirte Abschrift658-4 davon anzusehen und, was etwa zu redressiren nöthig, zu modificiren.

Der Feind marschiret gegen Kesselsdorf auf, und es kann zur Bataille kommen.

In höchster Eil!

Eichel.

Nach der Ausfertigung.



658-1 Vergl. S. 286. 505. 507. 512. 542 und auch Nr. 11635.

658-2 Vergl. Nr. 11620.

658-3 Vergl. Nr. 11622.

658-4 Indem Eichel auf königlichen Befehl die chiffrirte Ausfertigung des Cabinetserlasses an Knyphausen dem Minister übersandte, um sie nach England weiterzubefördern, schickte er zugleich unter der Hand, ohne Vorwissen des Königs, eine (in der Eile auf Conceptpapier) chiffrirte Abschrift an Finckenstein; in der Befürchtung, dass das englische Ministerium durch die neuen an Knyphausen gegebenen Aufträge sich verletzt fühlen könnte, bat er den preussischen Minister, bei Weitersendung des Cabinetserlasses etwa nöthig erscheinende Modificationen vorzunehmen. Vergl. auch S. 660. Anm. 3.