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12016. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.

Freiberg, 19. April 1760.

[Eichel meldet, dass „des Königs Majestät heute früh vor Dero Person, ohne jemanden als ein paar Dero Herrn Adjutanten mitzunehmen, von hier nach Meissen gegangen seind, um vermuthlich Sich daselbst noch mit des Prinzen Heinrich Hoheit zu besprechen . . . [Des Königs Majestät] haben vor Dero Abreise mir noch sagen lassen, dass, da Sie Selbst noch nicht eigentlich wüssten, ob Sie wieder hieher gehen würden oder nicht, ich von Deroselben übermorgen deshalb weitere Nachricht bekommen würde, ob ich dahin folgen oder Dero Retour hier abwarten solle,“ ]

...Die Witterung ist hier bis dato sehr schlecht gewesen und ein beständiger Regen nebst Schnee und Hagel gefallen, so dass wohl noch an kein Campiren von beiden Theilen gedacht werden können. Wie man saget, so wollen die Österreichschen Truppen den 28. dieses in das Lager rücken, da dann des Königs Majestät auch Ihre Mesures nehmen dörften; das Wetter wird darunter decidiren müssen.

Gestern früh wollten die Oesterreicher wieder mit einem starken Corps Kavallerie, so man vor 2000 angegeben, auf den Posten des Obristlieutenant Röell1 recognosciren, der sie aber wiederum wie das vorige Mal empfing und 7 Gefangene von ihnen machete. Sie versuchten es auf einen andern Husaren- und endlich auf einen Posten von einem Freibataillon, wurden aber von beiden auf gleiche Art abgewiesen, so dass sie bald darauf ihren Rückweg nahmen.

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.


12017. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.

Freiberg, 19. April 1760.

. . . Des Königs Majestät werden heute Abend allhier wiederum eintreffen, und dörfte Dero gänzliche Abreise von hier noch wohl einige Tage ausgesetzet bleiben, woferne sich nicht neue Umstände ereignen, so einen frühern Aufbruch erfordern. Seit dem vorgestrigen kleinen Allarm, so denen hiesigen Avantposten gegeben worden,2 ist hier alles stille und ruhig gewesen. Nach der Aussage eines bei solcher Gelegenheit mit gefangen gewordenen Österreichischen Officiers, der sonst vernünftig zu sein scheinet und nicht aus dem Österreichischen gewöhnlichen Ton spricht, ist der Feldmarschall Daun selbst bei dieser kleinen Affaire gewesen, der deshalb sich drei Tage zu Dippoldiswalde aufgehalten und darauf mit einem starken Corps Kavallerie und Panduren nach hiesigen Gegenden gehen wollen, um selbst zu recognosciren, weil ihm die Nachricht gebracht worden, ob sei der König mit hiesigen Truppen von hier aufgebrochen und habe zum Schein nur noch die Vorposten stehen lassen; daher er auch 6 bis 7 ledige Gespann Artilleriepferde mitnehmen lassen, um die etwa zu erbeutende Canons durch solche gleich zurückbringen lassen zu können. Nachdem er aber gesehen, dass bei allen seinen gemachten Proben die Vorposten sich mainteniret, auch insensiblement verstärket worden, und er daraus geurtheilet, dass noch mehreres dahinter sein müsste, so habe er sich wieder mit dem Corps gegen Dippoldiswalde zurückgezogen, da ihn dann einige unserer Avantposten verfolget hätten, bei welcher Gelegenheit er, erwähnter Officier, mit gefangen worden wäre.



1 Vergl. S. 265.

2 Vergl. Nr. 12016, wo Eichel allerdings schreibt, dass der Zwischenfall „gestern früh“ stattgefunden habe.