<312> dass des Königs Majestät die näheren Nachrichten deshalb mit Ungeduld erwarten. Sie rechnen nicht auf die ganze Sache, Sie approbiren aber sehr, dass Ew. Excellenz an Dero Herrn Correspondenten1 geschrieben und über diese apparentliche Contradiction einiges Éclaircissement gefordert haben. Des Königs Majestät glauben, dass der grösseste Appât, so den Hof en question dahin bringen dörfte, eine Resolution von Fermeté zu fassen, die offerirten Subsides von 400000 Thaler sein dörften; daher Dero Intention ist, dass Ew. Excellenz nur gleich mit solchem herausgehen möchten.

Ich unterstehe mich, en passant hierbei zu erinnern, dass man unsererseits hierbei wegen der Münzsorten einige Précautions zu nehmen haben würde. Man wird hiesigerseits vermuthlich solche geben wollen, wie man sie hier hat, welches gegen die dortige sehr differiren dörfte. Das Geld dazu ist sonsten schon mit Anfang kommenden Monates parat und fertig. Ich vor mich glaube inzwischen, dass das wahre Interesse gedachter Krone noch dazukomme; denn wenn wider das, was wir hoffen wollen, die Russen ihr vastes Dessein, so sie aus Orgueil schon zu bloss gegeben, erreichen und sich Meister von dem königlichen und polnischen Preussen nebst Danzig, wornach sie schon so stark gefreiet haben, machen, überdem noch ihre Lisière über Colberg und Stettin längst der Oder auf Frankfurt ziehen sollten, alsdenn die nordischen Kronen nebst Polen ihnen wohl das Hommage leisten nnd Dänemark insonderheit wegen der herzoglich holsteinschen Possessionen eine geringe Rôle spielen würde. Ich erinnere mich, was mir der selige Feldmarschall von Keith deshalb ehemals gesaget hat, und dass solches schon zu Zeiten des Bestushew der Plan, wo nicht in totum, doch in tantum gewesen sei.

Das in Original anliegende Schreiben des von Bielfeld nebst dazu gehöriger Pièce2 ist Sr. Königl. Majestät just in dem Intervalle zugekommen, da Sie von Meissen nach Freiberg zurückkamen und Tages darauf mit Dero dortigem Corps hieher zum Lager aufbrechen wollten; daher Sie wegen anderer überhäufter Arbeit keine Attention darauf genommen und nichts deshalb geantwortet haben. Ich nehme mir die Freiheit, Ew. Excellenz solches mit zuzusenden. Nach meiner geringen Einsicht ist die Idee davon sehr gut und nöthig, denn es wohl ohnstreitig ist, dass diese Sache bei den mehristen noch immer ein Stein des Anstosses gewesen, dessen sich der Wiener Hof meisterlich bedient hat und noch bedienet, um das Publicum zu eblouiren. Ich weiss nicht, ob es schaden könnte, wenn der Herr von Bielfeld nach seiner Offerte dergleichen seines Ortes unter der Hand sowohl im Französischen als Teutschen drucken liesse, da Hamburg meines Ermessens immer der Ort ist, wo dergleichen am ersten durch Deutschland und auswärtig herumkommen kann. So viel ich seine Pièce in der Eil durchsehen können, so ist solche wohl in verschiedenen Stücken schwach, und, da er nicht vollständige Nachrichten haben können, in manchem mangelhaft; es wäre aber, wenn solche etwas rectificiret würde, immer ein Avantcoureur von einer durch eine gute und besser informirte Feder aufzusetzenden folgenden Pièce, die einem geschickten Verfasser, wenn er dazu authentique Nachrichten eingezogen, Ehre machen könnte.

Alle insolente Reichshofrathspublicata schreien von einem ausgeraubten, geplünderten und gänzlich ausgesogenen Sachsen, und die sächsischen Federn haben das ihrige auch durch die grobesten Lügen redlich dazu beigetragen. Des in Berlin



1 Münchhausen. Vergl. S. 305.

2 Bielfeld hatte, Hamburg 17. April, den Entwurf einer Broschüre über die Entschädigung Sachsens eingesandt. Dieser Entwurf liegt nicht mehr vor.