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Landeshut, 21. Juni 1760.1

Ew. Königl. Majestät werden hoffentlich meine zwei gleichlautende Rapports vom 19. dieses durch zwei Feldjägers erhalten haben. Auf Ew. Königl. Majestät Ordre habe den Posten von Landeshut wieder eingenommen. En front habe ich die Corps von Gaisruck und Jahnus und auf beiden Seiten die Corps von Wolffersdorff und Naundorf!, welche noch täglich vom Laudonschen Corps verstärket werden. Ich sitze also hier fest und wie angenagelt und kann mich nicht wegrühren, weil der Feind so nahe um mich herumstehet, dass wir uns einander mit kleinem Gewehr beschiessen. Die Communication mit Schweidnitz und mit dem Generalmajor von Ziethen auf dem Zeisickenberg2 ist mir abgeschnitten, weil das Corps von Naundorff dazwischen stehet, und ich muss vermuthen, dass der Generalmajor Ziethen genöthiget werden dürfte, den Zeisickenberg zu verlassen und sich nach Schweidnitz zu ziehen. Bis Ausgang dieses Monats bin mit Brod und Fourage versehen und mit Verpflegungsgeldern ebenfalls nicht länger, indem die Kasse in Schweidnitz stehet. In dieser Situation werde mich allhier bis auf das äusserste zu halten suchen und eine Diversion von Ew. Königl. Majestät abwarten. Von Glatz kann ich allhier keine Nachricht einziehen. Der Generalmajor von Zastrow wird von allem, so er davon erfähret, Ew. Königl. Majestät Bericht abstatten, auch wird derselbe Ew. Königl. Majestät Befehl erwarten, was er an Brod vorräthig halten soll . . .

Fouqué.

Nach der Ausfertigung.


12217. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.

Radeburg, 25. Juni 1760.

Da ich im Begriff bin, den Courier abgehen zu lassen, lassen des Königs Majestät mich noch rufen und sagen mir im Vertrauen eine Anekdote, so mich so sehr frappiret als gerühret hat, dass ich fast nicht im Stande bin, die Feder zu führen, wenn solche sich verificiren sollte, wie ich noch hoffe, dass es nicht geschehen wird. Als nämlich gestern gegen Abend einige der österreichschen Generalität gegen den uns separirenden Walde recognosciren geritten und auf der Gegend eines Officieravantposten gestossen, haben dieselbe solchen angerufen, ob nicht ein Officier von solchem auf Parole zu ihnen kommen, dem sie nur etwas sagen wollten. Als solches angenommen worden und einer hingeritten, haben sie zu ihm gesaget, es thäte ihnen leid, dass sie ihm unglückliche Nachrichten sagen müssten, denn sie die Nachricht erhalten, dass der General von Fouqué bei Landeshut dasselbe Sort mit seinem Corps gehabt, als der General von Finck bei Maxen, bis auf 500 Mann Kavallerie, welche sich durchgehauen hätte, und dass sie deshalb heute Abend in ihrem Lager Victoire schiessen würden. Womit sich das Entretien geendiget hat.

Ich gestehe, dass mir das Herz kalt geworden, als ich diese Nachrichten gehöret; was mich noch consoliret, ist, dass die heute aus Schlesien angekommenen Briefe vom 21. dieses nicht das geringste davon melden und ich also noch zur Zeit mich flattire, dass die Angabe gedachter Generals eine Leurre, so grob sie auch wäre, gewesen, um den König hier wegzubringen. Ich gestehe, dass die von dem Fouqué letztgemeldete Situation mir nicht gefallen und er mir zu wenig Attention auf die verschiedene Détachements, so Laudon in das Gebirge geschicket, zu haben geschienen hat; er hat mir auch niemals ein Heros von der [ersten] Classe zu sein gedäucht; die Prévention vor ihn aber ist so gross gewesen, dass man die Hand auf den Mund legen müssen. Wo seind aber auch bessere? Wir haben auf allen Land



1 Nach der von Fouqué dem Könige eingesandten Ausfertigung gedruckt, da die an Prinz Heinrich geschickte Abschrift fehlt.

2 Zeiskenberg.