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12270. AN DEN GENERALLIEUTENANT PRINZ VON HOLSTEIN-GOTTORP.

[Hauptquartier Gruna, Juli 1760.]

Er wird durch Meine Disposition1 sehen, was vor Anstalten] machte, um möglichst zu verhindern, dass der Feind durchkäme. Er möchte aus der Stadt nichts herauslassen, so viel möglich [zusehen,] dass die Corps vom Feinde keine Nachricht kriegten, was in der Stadt passiret. Ich schicke Oberstlieutenant Kleist2 herüber und lasse ihm noch durch ihn sagen verschiedene Präcautions, so zu nehmen. Dass die Leute alle morgen 2 Uhr angezogen [sind und] von hier abmarschiren. Im übrigen wüsste er, was Ich von hier thun würde, im Fall was passirte, wo das alles ponctuellement executiret würde, nach der Disposition, so ihm gestern geschickt.

Weisungen [Bleinotizen] für die Antwort; auf der Rückseite des Berichts des Prinzen, d. d. Im Lager vor Dresden 18. Juli.


12271. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.

Hauptquartier Gruna, 20. Juli 1760.

... Die in meinem gestrigen Schreiben an Ew. Excellenz gemeldete Incendie der Stadt Dresden hat seit gestern und noch bis diesen Moment dergestalt zu- und überhand genommen, dass auch die Landleute und diejenigen, so diese unglückliche Stadt besser als wie ich kennen, gewiss versichern, dass solche einmüthig versichern, wie ausser dem Rest des Kreuzkirchenthurms, des Schlosses und der Liebfrauenkirchen alles im Feuer stehe und zu einem Steinhaufen werde, mithin diese schöne Stadt ein gleiches Sort wie Küstrin3 habe. Da des Königs Majestät die Attaque auf der Seite der Neustadt jenseits der Elbe aufgehoben und des dort commandirenden Generallieutenant Herzog von Holstein-Gottorp Durchlaucht an Sich gezogen haben, so gehen die unglücklichen Einwohner der Stadt Dresden durch die auch sehr beschädigte Neustadt beständighin in grosser Menge zu Fuss, zu Pferde und in Wagens, so gut sie können, auf das Land, um sich daselbst zu soulagiren. Die Hitze von der an allen Orten sich zeigenden Feuersbrunst soll so heftig sein, dass auch die Garnison mit allem Herausschiessen aufgehöret hat und man noch nicht weiss, was solche vor eine Partie nehmen wird. Von der Stadt ist wenig wie Feuer und Rauch, und ausser obigen Thürmen einige noch stehende Häuser am Seethore zu sehen. Sollte die Stadt, wie Kunstverständige versichern wollen, in ein paar Tage, daferne nicht etwa der Feind eine generale Affaire engagiret, übergehen müssen, so besorge ich, dass man nichts als Décombres darin finden werde, denn die mehristen Einwohner solche, wie gedacht, verlassen und die Garnison alsdenn ein gleiches thun dörfte, woran sie jetzo nicht wohl zu behindern stehet. Ein Te Deum darin würde alsdenn eine traurige Contraste geben.

Heute früh um 3 Uhr hatten wir in dem Hauptquartiere einen Allarm, indem ein Vorpost von ohngefähr 400 Husaren, der aber auch nicht viel über eine Viertel-



1 Gemeint ist der auf Grund der Weisungen Nr. 12265 aufgesetzte Cabinetserlass, welcher die Maassregeln enthielt, die der König treffen wollte, falls der Feind auf der Seite des Prinzen durchzubrechen versuchen würde.

2 Vergl. S. 506.

3 Vergl. Schäfer a. a. O. Bd. II Thl. 1. S. 83. 84.