<512>seits der Elbe wieder völlig offen geworden und Daun darauf sich gestern bei die sogenannten Scheunen campiret hat, so seind des Königs Majestät daher obligiret worden, heute früh die Attaque auf die Altstadt Dresden in der Pirnaischen Vorstadt, ohnerachtet gestern die Brèche fertig geworden, zu arretiren.

Diese verwichene Nacht hat der Feldmarschall Daun 16 Bataillons von seinem Corps durch die Stadt defiliren und durch solche vermittelst eines Ausfalles ganz früh, ohngefähr 3 Uhr, unsere Attaque angreifen lassen, um vermuthlich das dazu commandirete Corps zu culbutiren und sich der Belagerungsartillerie zu bemeistern. Es hat ihnen aber dabei so wenig geglücket, dass sie zwar anfänglich einige kleine Piquets von dem Anhalt-Bernburgischen Regiment aufgehoben, hergegen aber ihre Versuche auf die Artillerie ganz vergebens gewesen und sie durch das starke Feuer der unsrigen sehr rüde rameniret und bis in die Stadt hinein gejaget worden, dabei unser vorgedachtes Corps einen General von ihnen, so des Königs Majestät mir Magdel, andere Nougent genannt, und ich fast glaube, dass es Macdonnell, ein Irländer, ist, nebst verschiedenen Officiers und an 200 Mann gefangen worden, so dass die vermeinte Surprise und Ausfall denen Oesterreichern über 800 Mann gekostet hat.

Die Hauptsache mit Dresden hat uns inzwischen manquiret, und des Königs Majestät haben die bisherige Position Dero Lagers, da Sie die Daunsche Armee sonst en front und den Lacy in Rücken gehabt, mehrerer Sicherheit wegen heute etwas geändert, so dass das vorige sehr unsicher gewesene Hauptquartier hieher verleget worden, auch die Armee eine bessere Situation auf alle Fälle hat. Der Plauensche Grund ist durch den Generallieutenant Zieten occupiret, der Grosse Garten vor Dresden desgleichen; die Pirnaische Vorstädte seind nach als vor besetzet geblieben, so dass alles bis auf einige wenige Veränderungen noch fast in voriger Position ist. Daun stehet noch bei denen Scheunen und Lacy in der Gegend gegen Pirna. Was diese Nacht passiren wird, und was des Königs Majestät weiter unternehmen werden, stehet zu erwarten.

Die Zeit und meine grosse Müdigkeit, da ich in vier Nächte wegen der beständigen Unruhen fast gar nicht geschlafen, erlauben mir nicht ein mehreres zu schreiben, als nur mich an Ew. Excellenz respectuosest zu empfehlen.

Eichel.

Nach der Ausfertigung.


12277. AN DEN ETATSMINISTER FREIHERRN VON SCHLABRENDORFF IN BRESLAU.

Hauptquartier Leubnitz, 22. Juli 1760.

Es ist Mir Euer Schreiben vom 16. dieses richtig zugekommen. Die Nachrichten, so Ihr Mir darin gegeben, seind eben nicht von denen angenehmsten gewesen;1 Daun aber mit seiner Armee, wozu noch etwas von dem Laudonschen Corps gestossen sein soll, ist hier wieder in Sachsen, nachdem er mit starken Märschen, so er, ohne Ruhetage zu machen, [continuiret], den 18. dieses wieder jenseits der Elbe angekommen ist. Und da es nicht möglich gewesen, dass sich das Corps jenseits der Elbe unter Commando des Prinzen von Holstein-Gottorp, so die Neustadt Dresden eingeschlossen gehalten, alleine gegen die



1 Schlabrendorff hatte gemeldet, dass russische Infanterie und Kavallerie „nunmehr wirklich“ in Kaiisch angekommen sei. „Zwischen Kaiisch und Wartenberg schwärmen die Kosacken schon häufig herum, sodass fast keine Kundschaft mehr durchzubringen ist.“