<602> von Keller1 Meine Gnade und Zufriedenheit über sein braves Verhalten, als ihn der Feind vergeblich aufgefordert, zu bezeigen und ihn zu seiner Zeit Meiner Erkenntlichkeit zu versichern, da Mein Vertrauen zu ihm gerichtet ist, er werde ferner als ein rechtschaffener treuer Officier sein Devoir thun.

Was Euch anbetrifft, so gebe Ich Euch mit Vergnügen das wohlverdiente Zeugniss, dass Ihr in Euren Umständen gewiss alles thut, so Ihr thun könnet, worauf kein Wort zu sagen; so gerne aber wie Ich auch wollte jetzo sogleich Succurs und Hülfe hinschicken, so ohnmöglich ist Mir solches noch zur Zeit. Ich muss Euch schreiben, dass die russische Armee jetzt noch bei Beuthen in demselben Lager diesseits der Oder stehet, wie Ihr Euch erinnern werdet, dass sie im vorigen Jahre gestanden,2 welcher Ich doch nichts anders als den General Goltz mit seinem kleinen Corps opponiren kann. Hier habe Ich den Daun mit dem Gros der österreichischen Armee vor Mich. Ich habe alles nur mögliche angewandt, um denselben entweder zu einer decisiven Affaire zu engagiren oder ihn so zu tourniren, dass er genöthiget sei, das Gebirge zu quittiren und sich nach Böhmen zu ziehen. Ich bin deshalb von Breslau aus in das Gebirge auf seine linke Flanque marschiret, so ihn zwar gezwungen, seine Position zu ändern; das impraticable Défilé bei Reichenau [aber], so ihn und Mich separirte, hat Mich behindert, ihn weiter zu poussiren. Ich habe ihn daher durch einen Marsch über Hohenfriedberg, Kunzendorf und Freiburg auf der andern Seite tourniret und bin wieder in das Gebirge hierher gegangen; die horrible Difficulté des Terrains aber und zum Theil die Langsamkeit einiger Meiner Leute hat Mich behindert, dass Ich nicht gleich in solchem so weit vorpoussiren können, als Ich gewollt, um ihm die Communication mit Böhmen noch schwerer zu machen, und das so sehr difficile Terrain im Gebirge leidet durchaus nicht, ihn in seinen Posten zu forciren, ohne sich zu allem Unglück zu exponiren. Ich habe daher jetzt ein Detachement über die Neisse gemachet,3 um dadurch Daun Jalousie auf Mähren zu geben und ihn zu obligiren, dahin zu detachiren, um hier mehr Luft gegen ihn zu kriegen und ihn weiter drängen zu können. Ich muss erwarten, wie Mir solches reussiren wird.

Ihr werdet daraus ersehen und könnet gewiss und fest versichert sein, [Euch] auch darauf verlassen, dass, wenn Ich bisher nicht vom Fleck gekonnt, Ich hier nichts von allem, was nur möglich ist, versäume, um Mir freiere Arme zu machen, und dass, sobald es nur einigermaassen wird möglich sein, Mich regen zu können, Ich alsdenn nichts pressanters auf der Welt haben werde, als Euch sofort Succurs zu schicken und zu Hülfe zu eilen; so aber gehet es jetzo absolute noch nicht an, Mich von der Stelle zu rühren, Ich mag es auch machen, wie Ich will. Ihr kennet den Daun und wie man ihn, wenn er stehet,



1 Den Commandanten von Leipzig. Vergl. S. 314.

2 Vergl. Bd. XVIII, S. 560 ff.

3 Vergl. S. 601.