12011. AN DEN GENERALLIEUTENANT FREIHERRN VON DER GOLTZ.

Freiberg, 15. April 1760.

Ich habe den Einhalt Eures Berichtes vom 10. dieses mit aller Satisfaction ersehen und bin von Eurem jetzigen dortigen Verhalten sehr zufrieden,272-1 als welches recht gut und so ist, wie es jedesmal von rechtschaffenen und braven preussischen Generals sein soll und muss, wenn solche auf Posten gegen den Feind detachiret werden. Ich kann nicht umhin, bei solcher Gelegenheit Mich cordialement, doch sonder alles Rancœur, zu expliciren, dass, wenn Ihr dergestalt, wie jetzo, gedacht und Euch so conduisiret hättet, als Ihr ehemal bei dem Corps d'armée des Herzogs von Bevern gestanden,272-2 alsdenn Eure Sachen besser stehen uud Ihr manchen Tort evitiret haben würdet; jedoch dieses alles wird durch Euer272-3 jetziges gutes Betragen in Vergessenheit bei Mir gestellet werden.272-4

So viel Ich sonsten aus allem von Euch gemeldeten gewahr werde und urtheile, so glaube Ich, dass Laudon vielleicht zwar in diesem Monat zu campiren anfangen dörfte, so wie man sagt, dass die Oesterreicher hier den 28. dieses in ihr Lager rücken wollen, dass aber auch gedachter Laudon vor dem kommenden Monat Junii ohn<273>möglich was rechtes wird unternehmen können; wie denn auch die Russen ihres Ortes in Preussen vor Anfang des Monates Junii sich nicht werden in Marsch setzen können.

Friderich.

Nach der Ausfertigung.



272-1 Goltz hatte berichtet, dass er seit dem Gefecht bei Neustadt (vergl. Nr. 11934) beinahe täglich den Feind „harcelirt“ habe; er hatte über den glücklich verlaufenen Ueberfall eines feindlichen Postens am Abend des 9. April Meldung erstattet.

272-2 Im November 1757.

272-3 In der Vorlage: Eures.

272-4 Dem General Wedell zeigt der König, Freiberg 17. April, an, dass er ihm „zu einigem Douceur wegen der sonst gewöhnlichen Winterquartier-Douceurgelder“ einen Posten von 1500 Thalern ausgesetzt habe. „Ich wünschete, dass in Meinen jetzigen Umständen Ich im Stande wäre, Euch Meine Erkenntlichkeit wegen Eurer unvermüdeten und rechtschaffenen Dienste noch auf beträchtlichere Art am Tage legen zu können; Ihr könnet aber versichert sein, dass Ich solche nie vergessen . . . werde.“ [Ausfertigung im Wedellschen Familienarchiv zu Ludwigsdorf in Schlesien.]