12264. AN DEN ETATSMINISTER FREIHERRN VON SCHLABRENDORFF IN BRESLAU.

Hauptquartier Gruna, 19. Juli 1760.

Mir seind Eure beide Schreiben vom 8. und 13., auch vom 14. dieses gestern allhier richtig zugekommen. Ich danke Euch vor die Mir darin communicirte interessante Nachrichten.

Ich hoffe, dass Euch Mein Brief vom 16. dieses,503-1 so denselben Tag von hier über Frankfurt unter der Adresse und Recommandation an das Postamt zu Frankfurt abgegangen, richtig zugekommen sein und Ihr daraus sowohl den Empfang Eurer Mir zeither erstatteten Berichte als auch sonsten Meine Intentiones mit mehreren ersehen haben werdet.

Dass die offenen Städte und das platte Land in Schlesien jetzo von dem Feinde so cruel und barbarisch mitgenommen wird, solches rühret und betrübet Mich gar sehr, Ich bin aber wegen der grossen Menge von Feinden jetzo nicht im Stande, solches zu verhindern, da Ich nicht stark genug dazu bin, um sogleich zur Rettung Meiner getreuen Unterthanen dahin zu eilen. Indess werde Ich alles menschmöglichste dazu thun, so viel es nur die Umstände und Meine Kräfte zulassen, und wenn Mein jetzo habendes Project, sobald Ich nur hier mit Dresden fertig bin, (welches Ich hoffe, dass es in ein paar Tagen geschehen sein soll,) einschläget, so denke Ich, dass mit Gottes Hülfe Ich den Daun aus Schlesien zurückziehen will, ohne dass Ich einmal gebrauche, vorerst Selbst dahin zu kommen, welches zum Soulagement von Schlesien noch besser sein würde. Was Ich deshalb werde thun können, wird gewiss von Mir geschehen; Ich kann Euch aber ohnmöghch zum Voraus schreiben, was geschehen wird, da Ich zu viel Feinde um Mich habe und also Meine Plans nur aus dem Steigbügel machen muss, sowie solche nach denen jedesmaligen sich oft verändernden Umständen möglich und practicabel sein. Bei mit göttlicher Hülfe herstelleter Ruhe und Frieden werde Ich es gewiss an nichts ermangeln lassen, um Meine durch den Krieg so hart leidende getreueste schlesische Unterthanen wieder aufzuhelfen.

Ihr habt sonsten recht wohl gethan, die zu Glogau versammlet gewesene Vorspann wieder auseinander gehen zu lassen.

Ich danke Euch sehr vor die Mir unter dem 8. dieses commumcirete Nachrichten. Obschon Ich darauf noch nicht rechnen kann, so muss Ich doch aus verschiedenen Operationen des Feindes urtheilen, dass demselben etwas auf dem Herzen liegen muss, so ihn in verschiedenen arretiret, davon er aber den Éclat auf das sorgfältigste zu verhüten suchet.

Ich bin daher ohnendlich ohngeduldig, einmal wieder Briefe aus Konstantinopel zu haben, deren Aussenbleiben Ich nicht begreifen kann,<504> sie möchten auch enthalten, was sie wollten; denn die Ohngewissheit in solchen Fällen schlimmer ist, als eine übele Nachricht sein kann; und von dem schläfrigen Benoît504-1 erfahre Ich auch nichts, der sich mit allen Sachen abgiebet, ausser von denen, worauf er die grösseste Attention haben soll und woran Mir am meisten gelegen, aller Erinnerung ohnerachtet. Wäre es nicht möglich, dass Ihr durch die Juden aus Horodenka504-2 mit guter Art erfahren könntet, was in der Türkei passiret?

Einliegende Briefe von Mir504-3 habt Ihr bestens an ihre Direction, unter solchen aber insonderheit den an den Generalmajor Grant, zu besorgen, damit ihm solcher in seine eigene Hände zugestehet werde.

Friderich.

Nach dem Concept.



503-1 Nr. 12251.

504-1 Vergl. S. 456.

504-2 Vergl. S. 492.

504-3 Vergl. Nr. 12260 und Nr. 12261.