12319. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON HÜLSEN.

Hauptquartier Neumarkt, 17. August 1760.

Ich habe Euer Schreiben vom 10. dieses erhalten und hoffe, es werde Euch der Major und Vicecommandant zu Glogau, von Lichnowsky, auf Meinen Befehl vorläufig bereits gemeldet haben,551-3 wie dass, gottlob! unsere Sachen in Schlesien sich zu ändern angefangen, indem Ich den 15. dieses des Morgens mit Anbruch vom Tage in der Gegend diesseits Liegnitz den feindlichen General Laudon mit seinem ganzen Corps, über 30000 Mann stark, totaliter und dergestalt geschlagen habe, dass davon ohngefähr 6000 Mann zur Daunschen Armee wieder stossen können. Wir haben über 5000 Gefangene, auch an 90 Canons erobert, 2 Generals nebst etliche 80 Officiers Kriegsgefangene. Laudon ist tödtlich blessiret und also unsere Avantage ganz complet gewesen; wobei wir, gottlob! nur an 300 Todte und 1100 mehrentheils leicht Blessirte gehabt haben. Von allen werd' Ich Euch nächstens eine umständlichere Relation zusenden lassen. Ihr sollet auch deshalb bei Eurem unterhabenden Corps ein solennes Te Deum mit allem, wie es sich gehöret, celebriren lassen, auch verfügen, dass ein gleiches zu Torgau, Wittenberg und Leipzig geschehen müsse.

Was die Württemberger anlanget,551-4 da hoffe Ich, dass Ihr ohnverzüglich an den Prinzen Ferdinand von Braunschweig Nachricht gegeben haben werdet; Ihr müsset ihm auch noch citissime durch einen sicheren Expressen schreiben und sehr bitten, Euch bei solchem Umstände in etwas zu secondiren, sonsten Ihr mit Eurem Corps untergehen müsstet, indem Ihr nicht im Stande, einem so sehr überlegenen Feinde zu resistiren, mithin der Prinz Euch helfen müsste, weil Ich noch nicht im Stande wäre, von hier aus etwas nach Sachsen zu detachiren, da Ich es noch mit der Armee von Daun und mit der russischen zu thun hätte. Sonsten aber müsset Ihr inzwischen in Sachsen überall auf gute Art aussprengen, dass Euch bald ein Succurs von 10 bis 12000 Mann kommen würde; dass die Russen nach Meiner gewonnenen Bataille wieder von den Gegenden von Breslau sich zurück gegen Polen zögen, die Oesterreicher aber nach Böhmen; dass vorgedachtes unser Corps<552> sich auf Leipzig zöge und von der Gegend aus nach Böhmen penetriren werde. Ihr habt inzwischen alle eure Präcautiones zu nehmen, dass Euch der Feind keinen Affront thun könne, und Euer Devoir als ein rechtschaffener braver Mann zu thun.552-1

Friderich.

Nach dem Concept.



551-3 Vergl. Nr. 12311.

551-4 Vergl. Nr. 12318.

552-1 Das obige Schreiben wird mit einem Cabinetsbefehl vom 17. August dem Major von Lichnowsky zur Weiterbeförderung an Hülsen gesandt, damit es ihm „zwar sicher, aber auch so prompte, wie möglich sein wird, zukomme, als woran Mir besonders gelegen ist“ .