12334. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON HÜLSEN.

Hauptquartier Hermannsdorf, 27. August561-2 1760.

Ihr werdet von selbst ermessen, mit was vor einer ausnehmenden Freude Ich aus Eurem Schreiben vom 21. dieses, so Ich aber der unsicheren Wege halber nur allererst heute Morgen allhier durch den damit abgesandten Expressen erhalten können, die von Euch mit so vieler Bravour als sehr guter Disposition gegen die österreichische und Reichsarmee den 20. dieses bei dem sogenannten dürren Berg561-3 ausgeführte Affaire ersehen habe.561-4 Ich gratulire Euch auf das allergnädigste deshalb und gebe Euch die gewisse Versicherung von aller Meiner auch reellen Erkenntlichkeit deshalben; davon Ich Euch sogleich überzeugende Proben geben würde, woferne die hiesigen Operationes gegen dem Feinde, womit Ich jetzo beschäftiget bin, Mich nicht obligireten, solches, obschon nur auf eine ganz kurze Zeit, noch auszusetzen. Machet inzwischen an alle Stabes- und Oberofficiers Eures unterhabenden Corps, welche sich in dieser Occasion distinguiret und überall wie brave, [rechtschaffene Leute erwiesen haben, Mein höchst gnädiges Compliment und versichert denenselben von Meinetwegen Meiner gracieusen Erkenntlichkeit deshalb, davon Ich auch ihnen reelle Marquen zu geben ohnermangeln werde. Es thut Mir leid, dass Ich es in jetzigem Augenblick dabei bewenden lassen muss, Euch vor diejenigen unter ihnen, so sich in dieser Gelegenheit ausnehmend distinguiret haben, vorerst nur einige Ordenszeichen pour le mérite zu senden, sowie Euch solche der Generalmajor von Krusemarck mit sicherer Gelegenheit zur weiteren Distribution zusenden wird; Ihr könnet ihnen aber die zuverlässige Versicherung geben, dass ausserdem noch alles besonders erfolgen wird und<562> Ich sie nicht vergessen werde, sowie Ich nur hier wegen Meiner Operationen einigermaassen werde die Zeit dazu nehmen können.

Den 4 Grenadierbataillons, so bei der feindlichen Attaque alle rechtschaffene Bravour bezeiget, desgleichen den Schorlemmerschen Escadrons und denen neuen Dragoners, auch dem Regiment von Kleist, soweit nämlich bei der Attaque gewesen, sollet Ihr von Meinetwegen, und zwar vor jeden Gemeinen 4 Ggr. per Mann und so à proportion auf jeden Unterofficier zu einiger Ergötzlichkeit auszahlen lassen.

Ich approbire auch mit Plaisir das von Euch bei dieser Gelegenheit vorgeschlagene Avancement. . . .562-1

Denen unter Euch jetzo stehenden Generals, die sich bei dieser Affaire so ausnehmend wohl betragen, gebe insonderheit die bündigste Versicherung Meines gnädigsten Dankes und Meiner ohnfehlbaren Erkenntlichkeit.

Zu Eurer besonderen Nachricht dienet Euch sonsten noch, dass Ich jetzo gerade auf Schweidnitz marschiren werde, deshalb Ich einen Theil von der Armee Meines Bruders Heinrich an Mich ziehe, weil die Russen sich gegen die polnischen Grenzen über die Brauschitz562-2 gezogen und dasselbe Lager bei Herrnschutz562-3 genommen haben, wo Ihr Euch erinnern werdet, dass sie es im vorigen Jahr gethan.562-4 Bei Meinem geraden Marsch auf Schweidnitz denke Ich den Daun zu forciren, entweder mit seiner Armee aus Schlesien zu laufen oder aber Mich an einem Orte zu attaquiren, wo es Mir gefallen wird; welches sich in wenig Tagen zeigen muss. Sobald sich dadurch die Umstände etwas geändert haben, so werde Ich gleich nach Sachsen zu Euch detachiren und hoffe Euch im Stande zu setzen, dass Ihr die Reichsarmee völlig dort herausjagen und, wenn es gut gehet, noch wohl gar Dresden wegnehmen könnet. Womit wir alsdenn mit göttlicher Hülfe die Campagne dort schliessen wollen.

Friderich.

Nach dem Concept.



561-2 Vom 27. August ein Schreiben an d'Argens in den Œuvres Bd. 19, S. 191.

561-3 Westl. von Strehla.

561-4 Hülsen hatte am 20. August bei Strehla die Reichstruppen und die mit ihnen vereinigten Oesterreicher geschlagen. Vergl. Tempelhoff a. a. O. Bd. IV, S. 179 ff.

562-1 Es folgen Avancements.

562-2 So; statt Bartsch.

562-3 So; statt Herrnstadt.

562-4 Im October 1759. Vergl. Bd. XVIII, 586.