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12428. AN DEN GENERALLIEUTENANT PRINZ FRIEDRICH EUGEN VON WÜRTTEMBERG. 1

Hauptquartier Lübben, 18. October 1760.

Ich danke Ew. Liebden freundvetterlich für die in Dero Schreiben vom 5. dieses Mir communicirte Nachricht,2 davon aber bis dato keine Continuation erhalten. Ich ersuche Ew. Liebden dabei, dass Dieselbe künftighin in Dero Berichten an Mich nicht mehr so sehr prolixe sein, sondern wegen dessen, so dort ordinär vorfällt, Mir nur ganz summarisch schreiben und nur die Hauptsachen melden und alles kleine Detail ohnberührt lassen oder doch solches auf ein apart beigelegtes Diarium ohnchiffriret zu schicken belieben; wiewohl auch dieses Mir wenig hilft, da Ich Mich aller Situations derer dortigen Oerter3 und Dörfer doch so auswendig nicht erinnern kann. Am wenigsten gebrauchet solches chiffrirt zu werden, weil es doch dem Publico bekannt und der Chiffre nur dadurch exponirt wird, auch das Dechiffriren solcher Details nur Dero Berichte aufhält und Ich solche so später lesen und beantworten kann.

Uebrigens wenn die Russen völlig aus dem Lande weg sein werden, so denke Ich, dass Ew. Liebden gleich denen Schweden auf den Hals gehen und solche völlig aus Meinem Lande vertreiben werden; da Sie dann, wenn es angehet, die Winterquartiere in den mecklenburgischschwerinischen Landen nehmen können.

Federic.4

Nach der Ausfertigung im Königl. Haus- und Staatsarchiv zu Stuttgart


12429. AN DEN MAJOR VON LICHNOWSKY, VICECOMMANDANTEN VON GLOGAU.

[Lübben, 18. October 1760.]5

Es ist Euch auf Euer Schreiben vom 14. dieses von Mir von hier aus, aus Lübben, wo Ich heute Ruhetag gemachet, in Antwort, dass Ich den Generallieutenant von Goltze mit einem guten Corps gerade nach Glogau zurückschicke. Dass sonsten Nauendorff 10000 Mann haben solle, ist nicht an dem, und alles, was er haben kann, ist 4 bis 6000 Mann.

Wenn Daun mit dem Gros der Armee in Schlesien ist, so muss Ich freilich wieder dorthin. Ihr schicket Mir aber so ungewisse Berichte, und die Nachrichten deshalb seind so widersprechend, dass Ich



1 Der Prinz befand sich nach seinen Berichten im October am 5. in Berlin, vom 16. bis 19. „im Lager bei Buckau“ (ostnordöstl. von Loburg), dann am 19. und am 20. „im Lager bei Neschholz“ (ostnordöstl. von Belzig), dann am 20. und am 21. „im Lager bei Treuenbrietzen“ , am 23. in Magdeburg, am 24. in Bramberg (d. i. Brambach, nordnordwestl. von Köthen), am 31. „im Lager bei Eilenburg“ .

2 Der Prinz hatte gemeldet, ein 10 bis 16000 Mann starkes Corps Russen sei „in vollem Marsch auf Berlin“ .

3 So nach dem Concept. In der Ausfertigung entstellt

4 So.

5 Das Datum ergiebt der Inhalt.