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Mein Herr. Wie es scheinet, so bekommt die österreichische Kriegsoperation ein gar anderes Ansehen, indem alle sowohl in Böhmen als Schlesien stehende Regimenter, so aus Italien gekommen, sich wiederum dahin in Marsch sollen setzen, und wird an deren Statt ein bairisches Corpo nacher Böhmen kommen, nicht im Felde zu dienen, sondern die Grenzen in Böhmen zu decken; wenn dieselben da sind, sollen obige Regimenter aufbrechen. Es sind schon unterschiedene Regimenter aufgebrochen, so im Saatzer und andern Kreisen gestanden, und haben den Posten bei Dippoldiswalde verstärket, auch sind zwei Regimenter gegen Pasberg noch gerücket, auch allda den Posten zu verstärken. Eine am 10. dieses aus Wien nacher Carlsbad an den Obristlandrichter Grafen von Wiersnieck gekommene Estafette berichtete, dass der an der ottomannischen Pforte sich befindende kaiserlich königliche Botschafter nacher Wien vermeldet, dass die Zurüstungen in dem türkischen Gebiete sowohl zu Wasser als zu Lande sehr gross seien, und da sich besagter Botschafter bei denen Grossen in Konstantinopel dieserhalb befraget hätte, er zur Antwort bekommen: das Dessein, was der Kaiser ausführen wollte, hätte er seinen Ministern noch nicht offenbart. Welches den Hof zu Wien in gar sehr grosse Unruhe setzen soll. Wegen richtiger Uebergabe dieses wollte mir einige Zeilen ausbitten.

P. S. Das Wasser hat bei Leitmeritz ein Magazin von 6000 Fass Mehl fortgeführet.

Nach der Ausfertigung.


12741. AN DEN GENERALLIEUTENANT FREIHERRN VON DER GOLTZ.

Leipzig, 14. März 1761.

Ich höre, dass die Oesterreicher sich jetzt eilig dort zusammenziehen sollen und dass das, was von solchen nicht nach Italien destiniret worden, zu Wartha1 das Rendezvous haben soll. Ihr sollet Euch also in Acht nehmen, dass Euch kein Unglück geschehe, welches alles ist, so Ich jetzt von Euch prätendire. Ihr habt keinen fixen Posten zu defendiren als einzig und allein die Stadt Breslau, im übrigen aber stille zu sein.

Ich gehe den 1. Maji grade nach Schlesien, woferne nicht die politischen Umstände sich in der Zeit wegen derer publiquen Sachen verändern und ein anders erfordern.2

Friderich.

Nach der Ausfertigung.



1 Nordöstl. von Glatz, links a. d. Neisse.

2 Dem Generallieutenant von Lattorff, Commandanten von Cosel, schreibt der König am 14, März: „Briefe, so Ich gesehen, wollen auch viel von Sachen und Aufstand in Ungarn, und dass deshalb von Wien Truppen dahin gingen, angeben. Ich schreibe Euch hiedurch, jedoch noch zur Zeit unter dem grossesten Geheimnuss, wovor Ihr Mir repondiren müsset, dass Ich dieses Jahr Selbst nach Schlesien kommen [und] ohngefähr den 7. oder S. Maji schon in Schlesien sein werde; bis dahin Ich hoffe, dass kein gross Unglück geschehen solle. Ihr müsset hiervon keinem Menschen ein Wort sagen.“ [Berlin. Generalstabsarchiv.] — Auf einem Schreiben an Tauentzien, vom 15. März, findet sich der in der Ausfertigung eigenhändige Zusatz: „Ich denke, wir werden uns bald sehen.“ [Preuss, Friedrich d. Gr., Urk.-B. Bd. V, S. 138.]