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12808. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.

Meissen, 10. April 1761, um 3 Uhr Nachmittages.

[Eichel übersendet dem Minister die „von dem jüngern Herrn Hauptmann von Cocceji aufgesetzte Relation von den letzteren Vorfällen bei Saalfeld und Plauen,1 von daher wir zeither noch keine weitere Nachrichten haben“ .] Ich gebe Ew. Excellenz anheim, ob Dieselbe etwa noch mit dem instehenden Posttage denen königlichen auswärtigen Herrn Ministern eine französische Uebersetzung davon zukommen lassen wollen. Es dörfte M. Mitchell sehr flattiren, wenn Ew. Excellenz zu disponiren geruheten, dass nachher auch ihm eine Copie davon zugefertiget würde, ehe solche noch denen Zeitungen inseriret würde. Von dem Prinz Ferdinand von Braunschweig, dem Herzog von Braunschweig und Landgrafen von Cassel will ich nichts sagen, welche sonsten sich davon allemal flattiret gesehen, an welche des Königs Majestät aber soeben jetzo nichts zu schreiben haben . . .

Das anliegende Originalschreiben aus dem Neuchâtelschen2 soll auf expressen Befehl des Königs an Ew. Excellenz schicken; des Königs Majestät äusserten Sich dabei, wie man währendem jetzigen Kriege nur sehen müsste, diese Sache doucement zu tractiren und zu assoupiren. Ich wünschete sehr, dass Mylord Maréchal schon da wäre, und habe bis dato nicht begreifen können, wie er auf einmal die von ihm darunter genommene Resolution, nach Neuchâtel zurückzugehen, fassen mögen, ohne sich in Spanien congediiret zu haben . . .3

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.


12809. AU CONSEILLER PRIVÉ DE LÉGATION BARON DE KNYPHAUSEN ET AU SECRÉTAIRE MICHELL A LONDRES.

Knyphausen und Michell übersenden, London 1. April, das von Choiseul unterzeichnete Exemplar von fünf gleichlautenden, Paris 26. März datirten, von Galizin am 31. März dem Minister Pitt überreichten Declarationen der Höfe von Versailles. Wien, Petersburg, Stockholm und Warschau. Darin heisst es: „Les cours proposent l'assemblée d'un congrès auquel elles croient qu'il conviendrait de n'admettre avec les plénipotentiaires des parties principales belligérantes que ceux de leurs alliés. Si les rois d'Angleterre et de Prusse adoptent ce moyen, le Roi Très-Chrétien, l'Impératrice-Reine, l'impératrice de Russie, le roi de Suède et le roi de Pologne électeur de Saxe proposent la ville d'Augsburg pour le lieu du congrès, en observant [qu'ils; ne se refuseront pas au choix d'une autre ville d'Allemagne, si Leurs Majestés Britannique et Prussienne la jugent plus convenable. Le Roi Très-Chrétien etc. déclarent en outre qu'ils ont choisi les plénipotentiaires qui seront chargés de leurs intérêts au congrès, dans l'espérance que le roi d'Angleterre, le roi de Prusse et leurs alliés pour ne pas différer la négociation, feront promptement de leur côté le choix de leurs ministres respectifs.“

Die Gesandten übersen den ferner den ihnen von Pitt und Bute ihnen übergebenen Entwurf zu einer „Contredeclaration“ Preussens und Englands, in welchem erklärt wurde, dass beide Mächte mit den Vorschlägen eines Congresses in Augsburg und der Art der Beschickung desselben einverstanden seien, auch nicht zögern würden, ihrerseits Bevollmächtigte zu ernennen.



1 Nr. 12804.

2 Ein Schreiben, d. d. „Corcelles baillage de Grandson“ 18. März, wonach der Clerus von Neuchâtel sich bemühte, „de s'emparer de l'autorité spirituelle qui appartient de droit uniquement à Votre Majesté“ .

3 Vergl. S. 229