<355> Braunau zusammenziehet. Es dörfte daher der Ew. Excellenz bekannte Plan1 noch wohl zu seiner Execution kommen, wo nicht neuere Umstände und Nachrichten solchen noch etwas arretiren.

Des Königs Majestät sehen mit vieler Ungeduld andern neueren Nachrichten aus Engelland und aus Holland entgegen; ich wünschete selbst sehr, dass solche nach Wunsch wären und noch bald ankämen, ehe die Maschine in Bewegung gebracht werde, die sich alsdenn bei den vielen Ressorts, so dieselbe haben muss, nicht so leicht wiederum: arretiren lässet. Ew. Excellenz wollen nicht ungnädig nehmen, wann ich mich deshalb so énigmatique explicire; wann viele Briefe in dergleichen Goût wie anliegender kämen, so dörfte ich dadurch corrompiret werden. Er hat des Königs Majestät in allem seinen Einhalt sehr divertiret, ist sonsten aber ohne Antwort geblieben.

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.


12841. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.

Meissen, 24. April 1761.

... Des Königs Majestät erwarten mit vielem Empressement noch nächstens Briefe aus Engelland und Holland.2 Es wäre höchst zu wünschen, dass solche baldigst hier ankämen und diejenigen interessanten Nachrichten enthielten, welche, auf was vor Fälle es sein möchte, allemal zu einer grossen Direction dienen könnten, wenn sonderlich solche noch hier ankämen, bevor es zur wirklichen Ouverture von der Campagne gediehe. Ich bin inzwischen besorget, dass M. Benoît in seinem Rapport vom 15. dieses, so gestern hier angekommen, und wovon Ew. Excellenz vermuthlich das Duplicat erhalten haben werden, wegen der Absichten derer Oesterreicher mehr als zu juste accusire.3 Ich hoffe noch die Zeit und Gelegenheit zu haben, ehe es zu nähern Determinationen kommen wird, Ew. Excellenz schreiben zu können, Dero geneigtestem Andenken ich mich inzwischen ganz gehorsamst empfehle.

Eichel.

Nach der Ausfertigung.


12842. AN DEN GENERALLIEUTENANT FREIHERRN VON DER GOLTZ.

Meissen, 25. April 1761.

. . . Auf Euer gegenwärtiges4 zu antworten, so dienet Euch zur Nachricht, dass Ich Meinen Marsch bis auf den 4. ausgesetzt habe, woferne Ich inzwischen nicht pressante Briefe von Euch bekomme, welche Mir Ursache geben, Meinen Marsch nach Schlesien zu beschleunigen. Was Meinen Marsch auf Görlitz angehet, so könnet Ihr glauben, dass Ich solchen gewiss mit aller Sicherheit thun werde, indem der Feind sich von dieser Seite denen schlesischen Grenzen sicht nähern wird, ehe er im Felde grün fouragiren kann. Er hat weder bei Zittau, noch bei Böhmisch-Friedland, noch bei Görlitz Magazine, und wenn er auch Fourage vor einige Tage auf Wagens mitnimmet, wie lange kann



1 Der Marsch des Königs nach Schlesien.

2 Vergl. Nr. 12840.

3 Benoît hatte berichtet, der Wiener Hof beabsichtige, „de faire faire la guerre avec succès en Silésie par le général Laudon. Il doit tâcher avec les forces supérieures qu'il a, d'y ouvrir la campagne de la même façon qu'il a fait l'année passée.“

4 Bericht von Goltz, d. d. Nieder-Giersdorf 21. April.