<419> schreibe, solches könnet Ihr ohne einiges Bedenken dorten überall discursivement ausbringen.

Nachdem Ich nunmehro Meine Alliance mit der Pforte wirklich geschlossen und der Tractat gezeichnet worden ist, so denke Ich, dass der Krieg gegen Meine Feinde mit mehrerer Égalité als bisher geführet werden soll. Die grosse Animosité dieser Meiner Feinde gegen Mich, welche den jetzigen so ungerechten als ohnüberlegten Krieg ihrerseits erreget und verursachet hat, dass bei denenselben aller Wohlstand, Recht und Billigkeit, ja selbst die Menschlichkeit aufgehöret hat, hat bei Mir den Entschluss verursachet, dass Ich mit denen Türken Liaisons genommen, als von denen Ich persuadiret bin, dass Ich bei ihnen mehr gute Treue und Glauben finden werde, als Ich jemalen vorhin und vor dem Kriege von Meinen jetzigen Feinden ohnerachtet aller ihrer mit Mir dermalen geschlossenen Friedenstractaten erhalten mögen, und dass bei denen Türken mehr bonne foi, Justice und Menschlichkeit als bisher bei jenen sein werde und davon ihnen die Reue, obgleich vielleicht zu späte, kommen dörfte.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin.


12912. AN DEN GENERALMAJOR VON GRANT IN NEISSE.1

Kunzendorf, 25. Mai 1761.2

Da Ich nunmehro eine Alliance mit der Ottomanischen Pforte geschlossen und unterzeichnet habe, so gedenke Ich ins künftige den Krieg, wo nicht mit Superiorität, doch wenigstens mit mehrer Egalität zu führen. Die Animosität Meiner Feinde, so Mir den blutigsten Krieg zugezogen, hat Mich genöthiget, ein Bündniss mit den Türken einzugehen. Ich habe bei denenselben mehr bonnes fois, Justice, Treue und Glauben gefunden, als bei denen gegen Mich kriegführenden christlichen Mächten, welche mitten in den Zeiten, da Ich mit ihnen in den heiligsten Tractaten stund, Meine Macht und Ehre zu untergraben und Meinen Umsturz zu befördern suchten. Die ganze Welt und Christenheit wird also Meinen gethanen Schritt billigen, wenn Meine Feinde, wiewohl zu spät, ihre unüberlegte und widerrechtliche Handlungen bereuen, indem es nunmehro nicht von ihnen abhanget, sich mit Mir zu vergleichen. Ihr habt also die Türken als Meine Alliirten zu consideriren



1 Dies Schreiben war vermutlich bestimmt, den Oesterreichern in die Hände gespielt zu werden, eine Absicht, die auch gelungen ist. Es ist mehr an die Adresse des wiener Hofes als an Grant gerichtet. Im Kriegsarchiv zu Wien findet sich ein vermuthlich an Daun gerichteter Brief, d. d. Görlitz 19. Juni, unterzeichnet „F. v. Kesslerz“ , in welchem es heisst: „Aus beigefügter Copie werden Ew. Excellenz ein Schreiben ersehen, welches der König nach Neisse und andere Commandanten geschickt haben soll. Ich habe es aus der Nieder-Laussnitz erhalten; man trägt sich in Schlesien damit als mit einem Geheimniss.“

2 In der Vorlage: 1760.