<465> anstellen wollen. Nach solchem wird Laudon in Schlesien agiren, Daun aber sich mit seiner Armee bei Lauban setzen, um allenthalben à portée zu sein, und das Corps von der Reichsarmee nebst etwas von den Oesterreichern bei Dresden, um solches zu decken, lassen.1 Der Prinz Xavier soll von Langensalze aus gegen das Magdeburgische agiren, die Russen aber sollen gegen Frankfurt an der Oder vorrücken.

Ich habe gedachtem Meinem Bruder darauf geschrieben,2 dass, wenn dieser Plan executiret werden wollte und Daun nach der Seite von Lauban marschirete, es ihm leicht sein werde, zuerst gegen den Prinz Xavier zu marschiren, solchen zu attaquiren oder geschwinde zurückzujagen und sich gleich darauf dahin, wo es am nöthigsten, zu tourniren. Daun und Laudon würde Ich observiren, so alles wäre, was Ich thun könnte . . .3

Was Euch also angehet, da würdet Ihr solchenfalls von zweien Partien eine oder die andere zu nehmen haben: die eine nämlich, über Christianstadt zu Meinem Bruder zu stossen, oder aber die andere, wenn das Corps Russen von Posen vorginge, diesen Russen einen Marsch im Rücken zu thun, um ihnen ihre Magazins zu nehmen und zu detruiren und dann gleich wieder zurückzugehen. Wenn dieser Coup reussirete, so würden die Russen gleich wieder von Frankfurt zurücklaufen müssen. Ich glaube nicht, dass sie solchenfalls in Posen ihr Magazin lassen würden; viel eher ist es wahrscheinlich, dass sie ihre Magazins gegen die Neumark, etwa zu Driesen und daherum, machen würden.

Ich gestehe, wie Ich noch Mühe habe, zu glauben, dass die Russen auf einmal zugleich so viel unternehmen sollten; Ich glaube fast gewiss, dass sie es zuerst auf Colberg probiren wollen, ob sie da was ausrichten können, und ehe sie dort nicht klar sehen, so zweifle Ich sehr, dass sie weiter vorrücken werden. Bei Colberg aber denke Ich, dass sie



1 Diese Nachricht wird am 19. auch dem Hauptmann von Götzen mitgetheilt. „Ihr sollet daher allen Fleiss anwenden, um gewiss zu erfahren, ob bei oder hinter Marklissa oder Böhmisch-Friedland oder sonsten daherum starke Magazine angeleget und zusammengebracht werden. Sonsten dörfen die jetzigen Umstände noch wohl so wie anjetzt bis zur Mitte des kommenden Monates Juli dauren, alsdann aber es ernstlicher werden. Wenn Euch übrigens was starkes vom Feinde auf den Hals kommen wollte, so könnet Ihr Euch, jedoch immer auf eine gewisse Distance, zurückziehen.“ In einem Postscriptum erhält Götzen den Befehl, sich „jetzo gleich um recht gute und sichere und witzige Spions“ umzuthun, „um solche schon gleich jetzo der Gegend Christianstadt und daherum in der Lausnitz und Saganschen zu schicken, die sich allda ohnvermerket etabliren“ , um Nachrichten von einem Marsch Dauns oder des Prinzen Heinrich nach der Lausitz zu geben. „Denn, wenn sie erst auf die letzte Zeit hinkommen, solches gleich Aufsehen giebet, und sie remarquiret und observiret werden.“ [Ausfertigung im Besitz des Lieutenants Grafen Götzen in Berlin.]

2 Nr. 12967.

3 Das folgende übereinstimmend mit dem ersten Theil des Postscriptums an den Prinzen Heinrich (Nr. 12967), bis zu den Worten „de rebrousser chemin“ .