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13025. AN DEN GENERAL DER KAVALLERIE VON ZIETEN.

Pulsnitz,1 7. Juli 1761.

Ihr werdet leicht erachten, wie es Mir sehr leid thun müsse, aus Eurem Schreiben vom 5. dieses zu ersehen, dass Eure dortige Expedition gar nicht nach Wunsch einschlagen will und dass alles darunter so conträr ist.2

Hier ist Laudon vorgerücket und hat sich gegen Kirchwalde3 und Heinrichau im Gebirge genähert; und da [er] sich auf Wolffersdorff herüber nach Braunau gezogen,4 so habe Ich den sichersten Weg genommen, Mich hier in das Lager bei Pulsnitz zu setzen, allwo Ich alles ganz tranquillement und mit aller Indifférence abwarten kann, nachdem Ich alle Meine Forces hier zusammen habe.

Ich sehe wohl vorher ein, dass dort wegen der Russen nicht viel zu thun sein werde; was Ich Euch aber zum höchsten recommandire, ist, dass Ihr die Russen nicht vor Euch nach Breslau lasset, welches sonsten Meine Verlegenheit noch viel grösser machen würde. Indess glaube Ich nicht, dass sie sich vor dem 12., dem 13. oder 14. werden in Bewegung setzen können.

Ich habe übrigens dem Generallieutenant von Tauentzien Ordre gegeben, dass derselbe sich wegen eines russischen Magasins der Gegenden von Kalisch und nach allen Positionen, so sie nehmen, erkundigen und alles, was er seines Ortes deshalb oder sonst wegen der Russen erfahren wird, Euch allemal gleich communiciren, und zwar solches in dem bei Euch vorhandenen schlesischen Commandantenchiffre schreiben soll, indem es wohl sein könnte, dass die Russen sich noch gegen die Neumark drehen möchten.

Friderich.

Nach dem Concept.


13026. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.

Hauptquartier Pilzen,5 7. Juli 1761.

Ich habe Ew. Excellenz höchstgeehrtestes vom 2. dieses erhalten. Wegen derer Affaires muss ich mich auf das königliche Schreiben, so den 4. dieses von hier abgegangen,6 beziehen. Ich habe so viel Vertrauen auf die Prudence und Dextérité des Herrn von Knyphausen, dass ich glaube, er werde die facheuse Affaire sagement tractiren und M. Pitt von seinen Écarts und ganz hors de saison gehaltenen Propos rectificiren. Ich kann mich noch nicht ganz und gar von meinem Vorurtheil, so vielleicht frivole und ridicule ist, losmachen, dass seit der Zeit des Séjours zu Glogau von M. Mitchell7 ich auch einige Vorahndung bei M. Pitt remarquiret zu haben mir einbilde.



1 D. i. Pilzen. Vergl. S. 514.

2 Vergl. Nr. 13027.

3 Vielleicht Königswalde (nordwestl. von Silberberg).

4 Wolffersdorff hatte bei Trautenau gestanden. Vergl. schon S. 125.

5 In der Vorlage hier wie in den folgenden Schreiben „Pültzen“ .

6 Das Schreiben war vom 3. Juli datirt, vergl. S. 510. Anm. 3.

7 Vergl. Nr. 12454.