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Es ist nicht ein Mann vom Feinde weder bei Landeshut noch bei Freiburg.

Diese Umstände alle mit dem Marsch der Russen, so Ihr schreibet, machen, dass Ich nothwendig Meine Disposition ändern muss.

Es ist sehr gewiss, dass Laudon bis dato nichts gerühret hat; allein Ich muss hier die zwei Sachen observiren: auf einer Seite muss Ich Breslau decken, auf der andern Seite die Russen und dortige Corps verhindern, dass sie dort nichts gegen Mich anfangen.

Ich habe deshalb den Major Anhalt nach Breslau geschickt, um allda ein Retranchement nahe an der Stadt vor ein 24 Bataillons anzulegen. Ich erwarte nur die Nachrichten von dem weiteren Marsch derer Russen. Ich gebe ihnen noch zehn Tage Zeit, um ihren Marsch zu vollführen, und werde Ich zwischen hier und der Zeit sehen, wenn und nach was vor einer Gegend Ich marschiren muss.

Sollten die Russen jenseits der Oder alle nach Oberschlesien gehen, so können die 10 Bataillons von Knobloch und die 10 Bataillons, so Ihr noch habt, in solchem Retranchement stehen bleiben, und kann der Generallieutenant Tauentzien mit das Commando darüber haben. Wenn die 2 Dragonerregimenter und 1 Husarenregiment dabeibleiben, so ist das genug, den Feind abzuhalten, bis dass Ich Meine Expedition vollführet habe. Mit 2 Bataillons und mit der Kavallerie, so Ihr mitgenommen, auch mit 1 Husarenregiment und mit einer Batterie österreichschen Canons werde Ich Euch schreiben, wenn Ich glaube, dass es Zeit ist, auf dem Marsch zu Mir zu stossen.

Sollte Ich, sehen oder glauben, dass Laudon mit seiner ganzen Armee den Marsch auch nach Oberschlesien nähme, so kann Ich alsdenn, die Infanterie, so bei Breslau stehet, auch zu Mir kommen lassen. Sollte aber Laudon hier ein Corps zurückstehen lassen, so kann Ich nur so viel und à proportion, wie nöthig ist, von solcher Infanterie auf dem Marsche zu Mir ziehen. Die Infanterie aber muss alle Tage auf 10 Tage Brod parat haben, dass, wenn Ich sie kommen lasse, sie ihr Brod mitbringet.

Inzwischen sollte Ich glauben, dass Ihr jetzo nicht übel thätet, den Obristen Lossow gegen Brieg zu detachiren, damit man von dar eher von des Feindes Bewegungen Nachricht habe. Sollten sich die Russen wieder gegen Breslau; ziehen, so kann Lossow immer zeitig genug vor sie wieder hinkommen, wo nicht jenseits, doch diesseits der Oder.

Von diesem Briefe sollet Ihr eine Copie an den Generallieutenant Tauentzien und eine Copie besonders an den Generalmajor von Knobloch communiciren.

Im Fall Ich die Infanterie zu Mir kommen lasse oder wenigstens einen Theil davon, so wird der General Knobloch mit solcher zu Mir marschiren, der Generallieutenant von Tauentzien aber wird nach als vor in Breslau bleiben. Wenn der Major Anhalt morgen alles bestellet