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12512. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.

Meissen, 16. November 1760.

[Eichel übersendet das königliche Schreiben vom 16. November (Nr. 12511).]

Von hier aus wüsste ich sonsten nicht das geringste veränderliche zu melden. Aller Attention ist auf Dresden gerichtet. Vor mein Theil trage ich grossen Zweifel, dass es damit reussiren wird, da es nicht gleich nach dem ersten Schreck derer Oesterreicher damit gehen wollen; es soll mir aber sehr lieb sein, wenn ich mich in meinem Sentiment darüber werde betrogen sehen. Des Königs Majestät werden Sich vermuthlich in anliegendem Schreiben an Ew. Excellenz näher darüber expliciren. Gott wolle, dass alle diese schwarze Wolken und hasardeuse Perspectives vor das künftige sich durch einen baldigen erwünschten Frieden aufklären mögen!

So eben, da ich dieses schliessen will, tritt ein Jäger aus Konstantinopel bei mir mit Briefen ein. Ich kann von deren Einhalt noch nichts sagen, weil der gewöhnlich lange und ennuyante Chiffre ein paar Tage Zeit erfordern dörfte, ehe er völlig dechiffriret werden kann, werde auch daher nichts eher an des Königs Majestät davon melden, um nicht Dero Ungeduld zu irritiren, ehe ich im Stande bin, solcher Satisfaction zu geben. So viel verstehe aber von dem Feldjäger, dass noch nichts veränderliches dort geschehen und noch alles in statu quo ist. Indess, da ich diesen wegen des Umstandes, als ob der Skrodski mit der vorigen Dépêche1 noch nicht dort angekommen sei, auch dass der Feldjäger mit Thränen um seine Retour gebeten habe, befraget, so sehe wohl, dass mich in meinen Soupçons nicht betrogen, indem dieser mit grosser Surprise mein Befragen vernahm und mir versicherte, dass er mit dem Skrodski, sowie zugleich von Breslau abgegangen, also auch zugleich in Konstantinopel angekommen und ihre Dépêches richtig abgeliefert hätten, und er gar nicht begriffe, wie der Hauptreferent dergleichen Einfall, als er geschrieben, haben können. Er sagte mir sonsten, dass derselbe als öffentlicher Minister figurire, und als nach einem Serail frug, solches zwar nicht sagen wollte, doch so viel zu verstehen gab, dass die, so solches accusiret, nicht calomniiret haben möchten. Es wird sich zeigen, was die Dépêches bringen werden; ich zweifele aber, dass man durch diesen Mann alleine reussiren wird, und wünschete, dass des Königs Majestät, wenn es sein muss, noch einen andern habilen Mann dahin schicken könnten, der jenen wenigstens dirigirete. Ew. Excellenz excusiren diese kleine Digression.

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.


12513. AN DEN GENERALLIEUTENANT PRINZ FRIEDRICH EUGEN VON WÜRTTEMBERG.

Naustadt,2 18. November3 1760.

Ew. Liebden Schreiben vom 16. dieses ist Mir wohl zugekommen, und ist Mir recht sehr lieb gewesen, aus solchem zu ersehen, dass die Russen ihren Rückweg nach Polen nehmen; da dann Ew. Liebden im Stande sein werden, gegen die Schweden zu gehen, und würde, bei dem nunmehro in Schweden vorseienden Reichstage, von besonders gutem Effect sein, wann denen schwedischen Truppen auch nur im kleinen eins angebracht werden könnte.

Friderich.4

Nach der Ausfertigung im Königl. Haus- und Staatsarchiv zu Stuttgart.



1 Bd. XIX, Nr. 12339.

2 Südsüdostl. von Meissen.

3 Vom 18. November ein Schreiben an Frau von Camas, Œuvres Bd. 18, S. 144.

4 In einem Schreiben vom 19. November wünscht der König, „dass es mit Ew. Liebden Fuss zu einer soliden Besserung sich bald anlassen möchte. Auf den Fall der Abzug der Russen sich confirmiret, so dächte, dass Ew. Liebden ohne weiteres Bedenken Ihren Weg gerade auf das Schwedische Pommern und Mecklenburgsche nehmen könnten.“ [Stuttgart. Haus- und Staatsarchiv.]