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12514. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.

Meissen, 18. November 1760.

Ich habe die Ehre, Ew. Excellenz nunmehro die Liste derer todten und blessirten Officiers aus der königlichen Armee vom Tage der Bataille vom 3. dieses zuzusenden, so wie ich solche gestern von dem Herrn Geheimen Rath Cothenius aus Torgau erhalten und wie solche nunmehro der Relation1 wird beigedrucket werden können, nachdem ich vorhin schon Ew. Excellenz die Liste derer bei Gelegenheit gedachter Bataille gemachter österreichschen kriegesgefangenen Officiers durch den Courier Ritter zugesandt habe.2 Ich habe nur bei Gelegenheit ersterwähneter Liste zu Ew. Excellenz einiger Direction anzeigen wollen, dass, da nach solcher die Anzahl derer Todten sich gegen die von denen Blessireten nicht allerdinges zu proportioniren scheinet, derer letzteren Anzahl gegen die ersteren allemal in égal stärker zu sein pfleget, solches eigentlich in gegenwärtigem Fall auf expressen und wohlbedächtigen Befehl des Königes daher geschehen, dass einestheils aus gedachter Liste alle diejenigen Officiers ausgelassen worden, deren Blessuren so leger seind, dass solche in wenig Tagen und höchstens in vier Wochen ohngefähr wieder [sich] retabliren und ihre Dienste zu thun im Stande sein können, welches auch gottlob die grösseste Anzahl dererselben ausmachet und davon auch wirklich sehr viele schon bei ihren Regimentern wieder angekommen seind, andern theils aber, dass verschiedene derer blessirten Officiers vor ihren eigenen Kopf gleich den Tag nach der Bataille nach Berlin, Leipzig, Magdeburg und Gott weiss sonst wohin gegangen seind, ohne sich deshalb gehörig zu melden und ohne dass man von der eigentlichen Beschaffenheit ihrer Blessuren Nachricht haben können, die man nun erst durch Correspondiren ausmachen muss. Man hat dannenhero auch der Relation keine Liste der bei Gelegenheit dieser Bataille von denen Oesterreichern gefangen gemachten Officiers von uns beifügen können, weil aus der Liste, so deshalb und wegen der Vermissten, so die Regimenter kurz nach der Bataille eingegeben, sich sowohl an Officiers als Gemeinen tagtäglich viele, die sich in der Nacht von der Bataille wegen der grossen Dunkelheit der Nacht von ihren Regimentern versprenget und egariret haben, als auch zum Theil auf denen Dörfern blessiret gefunden, zurückgekommen seind, welche mehrentheils zuerst von denen Regimentern als Gefangene in ihren Listen angezeiget worden, und welches fast noch täglich continuiret, da der würdige Geheime Rath Cothenius sich alle Mühe giebet, die bisher auf denen Dörfern zersprengete und zurückgebliebene Blessirete, sowohl vom Freund als Feind, aufsuchen und zusammenbringen zu lassen. Wenn übrigens der Angabe unserer Herrn Genelalchirurgorum zu glauben, so dörften von allen denen, auch schwer Blessireten wohl zwei Drittel gänzlich retabliret werden und kaum ein Drittel davon sterben oder invalide bleiben.

Nach meinen gestern Abend aus dem königlichen Hauptquartier erhaltenen Nachrichten brechen des Königs Majestät heute früh von dar auf und verlegen solches nach Naustadt oder Neustadt, ohngefähr eine Meile von hier, lassen auch die Regimenter in Cantonnirungsquartiere rücken. Diese Annäherung des königlichen Hauptquartiers gegen Meissen machet mir zwar die Hoffnung, Dieselbe bald wiederum hier zu sehen oder dass Dieselbe mich dahin rufen lassen, bestätiget aber auch die



1 Nr. 12467.

2 Vergl. S. 82. — Die Liste der preussischen todten und verwundeten Officiere ist abgedruckt in den Berlinischen Nachrichten vom 25. November, Nr. 142 und in den Danziger „Beyträgen“ Bd. 11, S. 87.