12501. AN DEN GENERALLIEUTENANT PRINZ FRIEDRICH EUGEN VON WÜRTTEMBERG.

Meissen, 13. November 1760.

Ew. Liebden Schreiben vom 11. dieses habe erhalten, und beziehe Ich Mich auf dasjenige, so des General Herzog von Bevern Liebden<85> wegen derer Russen schon unter dem 9. dieses geschrieben und davon Mir Communication gethan haben. Ich zweifle daher auch gar nicht, dass, wenn Ew. Liebden Dero Marsch auf Küstrin und so viel möglich eiligst fortsetzen werden, sodann gegen Dero Ankunft, was noch an Russen zurück geblieben, seinen Rückmarsch nach Polen über die Weichsel mit verdoppelten Schritten nehmen wird.

Im übrigen habe Ich nicht anstehen wollen, Ew. Liebden, jedoch nur zu Deroselben alleinigen Direction, die Abschrift eines heute von Mir erhaltenen Schreibens von dem jetzigen Interimscommandanten zu Berlin, dem Capitän Wunsch'schen Regiments, wegen der darin enthaltenen Nachrichten von denen Russen zu communiciren.85-1

Friderich.

Zegelin berichtet, Berlin 11. November 1760: „Der Obristlieutenant von Heiderstedt hat den Adjutanten vom General Tschernischew, Namens der Chevalier de la Serre, welcher sich vor einigen Tagen bei Küstrin mit Willen hat gefangen nehmen lassen, um, wie er sagt, in Ew. Königlichen Majestät Dienste zu gehen, anhero geschickt... Ich habe von ihm Nachricht erhalten, dass, nachdem der Feldmarschall Butturlin zu Landsberg bei der grossen russischen Armee angekommen, der General Soltykow sogleich darauf nach Petersburg hat abgehen müssen, um wegen der Affaire von Colberg Rechenschaft zu geben. Der General Fermor ist darauf mit seiner Colonne über Driesen nach Polen marschiret, und der Feldmarschall Butturlin ist nach Stargard gegangen, woselbst auch Tottleben seine Retraite von Königsberg hin genommen hat. Nach Aussage des Chevalier de la Serre so gehet die Colonne, so ihren Marsch durch Pommern nimmt, über Danzig, um jenseit der Weichsel die Winterquartiere zu beziehen. In der Gegend von Landsberg ist zwar noch etwas weniges von Infanterie und Kavallerie stehen geblieben, so aber denen andern bald nachfolgen dörfte. Er sagt ferner, dass der russische Hof mit der Conduite des General Tottleben gar nicht zufrieden, und vermuthet man, dass er mit nächstem würde nach Siberien reisen müssen.“

Nach der Ausfertigung im Königl. Haus- und Staatsarchiv zu Stuttgart.



85-1 Vergl. Nr. 12500.