12532. AN DEN GENERALLIEUTENANT FREIHERRN VON DER GOLTZ.

Meissen, 24. November 1760.

Nachdem Ich den Einhalt Eures heute hier erhaltenen Berichtes vom 16. dieses mit mehreren ersehen habe, so ist Euch darauf in Antwort, wie Ihr sehr wohl thut, dass Ihr Euer vornehmstes Augenmerk auf Niederschlesien sein lasset, um solches zu schützen, so viel Eure Forces, so Euch anvertrauet, zulassen wollen, auch die Umstände es mit sich bringen. Wann Ihr auch den Feind von Landeshut wegjaget, so ist deshalb Meine Idee nicht, dass Ihr mit dem ganzen Corps dort stehen bleiben sollet, jedoch aber würde es gut sein, dass Ihr alsdann einige ganz wenige Bataillons und Escadrons dort zurückstehen liesset, die aber beständig auf einem etwas flüchtigen Fuss dort stehen müssten, so dass, wenn was starkes von dem Feind auf sie kommet, sie sich gleich zurückziehen, sonsten aber dort stehen bleiben müssten, jedoch beständig alert bleiben, um nicht surpreniret zu werden, noch einen Affront zu haben, sondern in Zeiten zurück[zu]gehen, wenn es nöthig ist. Ihr könnet leicht denken, wie Ich gerne sehen würde, wenn es anginge, dass Ihr auch Oberschlesien decken könntet; wenn es jetzt aber nicht angehet, so müsset Ihr Euch nach Euren Mitteln strecken, so dass an denen Orten, wo der Feind seine grösste Force hat, Ihr auch Eure grösste Force haben müsset. Ich kann Euch darüber nichts anders als en gros vorschreiben, daher Ich Euch lediglich überlassen muss, alles dasjenige zu thun, wozu Euch der Feind und die Märsche,<110> so er thut, obligiren und was Eure Forces zulassen; und habe Ich das gnädige und feste Vertrauen zu Euch, dass Ihr wie ein ehrlicher Mann nichts deshalb negligiren und alles thun werdet, wie es die Umstände und Eure Forces zulassen werden und was Euch zu Meinem wahren Interesse und Dienst zu thun nach guter Ueberlegung am besten zu sein vorkommen wird.

Hier hat der General Hülsen die Reichsarmee bis hinter Plauen weggejaget und bei dem sehr eilfertigen Marsch doch noch ein paar hundert Gefangene gemachet, dass wir also Meister von dem hiesigen Gebirge seind. Die Oesterreicher stehen zwar noch bei Dresden und dem Plauenschen Grunde, jedoch auf leichten Füssen und auf dem Sprunge, sich allemal näher an Böhmen und dahin zu ziehen, dass also noch abzuwarten stehet, wie wir es weiter darunter werden halten können und was daraus werden wird.

Uebrigens sollet Ihr sehen, dass Ihr vor Meines Bruders des Prinz Heinrich Liebden Regiment 100 bis 150 Rekruten aus den dortigen Gebirgskreisen bekommen könnet, dagegen Ich Euch vor das Holsteinsche und vor das Finckensteinsche Regiment wiederum aus dem Mecklenburgischen Rekruten zu schicken denken werde.

Federic.110-1

Nach der Ausfertigung.



110-1 So.