12819. AN DEN GENERALLIEUTENANT PRINZ FRIEDRICH EUGEN VON WÜRTTEMBERG.

Meissen, 12. April 1761.

P.S.333-3

Wenn auch Ew. Liebden Mir melden, dass Dieselbe Sich mit Dero Marsch so einzurichten vermeinen, damit Sie mit den Corps den 20. Mai<334> bei Stettin sein können, so gebe Ich Deroselben darauf in Antwort, dass Dieselben keinen gewissen Tag dazu ansetzen können, sondern dass Sie Sich darunter nach des Feindes Operationes richten müssen.

Nach Meinen jetzigen Nachrichten dörften sich die Russen gegen Ende des Monates Junii oder Anfangs Julii gegen Posen ziehen, und ihre Intention seind, erst im Monat August etwas gegen Colberg vorzunehmen. Ew. Liebden Corps ist vornehmlich destiniret, Pommern und die Neumark zu decken. Sollte die russische Armee bloss gegen Schlesien operiren, so werde Ich derselben den Generallieutenant von Goltz entgegen stellen, und wird derselbe in solchem Fall nicht zu Ew. Liebden stossen. Sollten die Russen auf Colberg was ernstliches unternehmen wollen, so wird es am sichersten sein, dass Ew. Liebden Dero Orten herum gute und starke Redouten machen lassen, worin ein Bataillon sich zu defendiren Raum hat, und solche Redouten mit Canons besetzen, auch davor Palissaden, Wolfslöcher und dergleichen machen lassen. Ew. Liebden haben im vorigen Jahr bei Berlin gesehen, was vor Effect dergleichen Verschanzung gegen die Russen gethan hat. Ich bin also von dem Effect auf vorgedachte Art noch weit mehr versichert, und, dass alsdenn die Russen vielleicht auf ein oder die andere solcher Redoutes heranprellen dörften, aber vergeblich, und dass alsdenn aus der Belagerung selbst nichts werden wird.

An dasjenige von Friedenszeitungen, was Ew. Liebden dorten etwan hören oder erfahren möchten, müssen Dieselbe Sich gar nicht kehren, ehe und bevor Ich Deroselben nichts Selbst davon schreiben werde.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Königl. Haus- und Staatsarchiv zu Stuttgart.



333-3 Das Hauptschreiben handelt von Rekrutirung, Auswechslung von Kriegsgefangenen und Contributionen.