12956. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON LATTORFF, COMMANDANTEN VON COSEL.

Kunzendorf, 14. Juni 1761.

Lattorff soll zuverlässige Nachrichten einziehen, da der König sich „zum Theil darnach dirigiren“ müsse.

Ich glaube noch nicht, dass, ohnerachtet aller Besorgnisse, so man in Wien wegen derer Türken hat, die Oesterreicher etwas von Corps nach Ungarn marschiren lassen werden. Der Prinz Galizin ist noch nicht mit seiner Division angekommen; in Polen haben die Russen auf denen Grenzen nach Oberschlesien zu noch keine Magazins, es ist noch nichts dergleichen zu Kalisch. Wann sie aber solchen Marsch vorhaben, so kann solches von ihnen bald dahin transportirt werden. Ich muss also hier auf alle Mouvements, so der Feind vornehmen kann, sehr attent sein und muss Mich alsdann mit der Armee schon so drehen nach der Seite, wo die Gefahr am grössten ist. Daher Ich dann auch jetzo Selbst nicht sagen kann, wohin Ich Mich eigentlich werde wenden müssen; demohnerachtet Ihr versichert sein könnet, dass, wenn bei Euch Gefahr sein sollte, Ich Mich gewiss dahin wenden werde.

Friderich.455-1

Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin.



455-1 Der König befiehlt am 14. Juni Lichnowsky, ihm über die Russen zu melden, „ob Ihr nicht erfahren könnet, wo dann eigentlich der General en chef von ihrer Armee, Buturlin, jetzo stehet.“ [Berlin. Generalstabsarchiv.]