12998. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON TAUENTZIEN, COMMANDANTEN VON BRESLAU.

Kunzendorf, 28. Juni 1761.

Der König theilt dem General mit, dass die Russen ihren Operationsplan geändert haben und statt nach der Neumark jetzt „gar und gerade nach Breslau marschiren wollen“ .

Um aber alles dieses Uebel zu verhüten, so wird morgen der General von der Kavallerie von Zieten das Commando des Corps bei Glogau übernehmen und mit solchem Corps aufbrechen und dem Feind ganz gerade auf den Hals gehen, so dass es mit denen Russen sich zwischen dem 3., 4. oder 5. kommenden Monates decidiren und vorbei sein wird. Von allem diesem recommandire Ich Euch nochmalen hierdurch ein ganz ohnverbrüchliches Stilleschweigen, da Ihr Euch selbst vorstellen werdet, was vor Suiten daher erfolgen könnten, wenn davon zur Unzeit und jetzo in Breslau, wo es die Menge von Verräthern giebet, eclatirete und bekannt würde. Es ist aber nöthig, dass Ihr Eure gute und vertraute Kundschafter nunmehro ausschicket, damit Ihr erfahret, ob die Russen dorten auf der Route Anstalten wegen Magasins machen.

Laufet die Expedition des General von Zieten, wie Ich hoffe und wünsche, gut ab, so werdet Ihr an Eurem Orte nichts zu besorgen<494> haben. Sollte solche aber wider Vermuthen nicht gut gehen, so werde Ich solchenfalls freilich müssen von gedachtem Corps etwas nacher Breslau schicken, um sich der Gegend Hundsfeld, an den Ort, wo im vorigen Jahr Mein Bruder, der Prinz Heinrich, stand,494-1 zu setzen und Breslau zu decken.494-2

Friderich.

Nach dem Abdruck bei Preuss: Friedrich d. Grosse, Urk.-Buch Bd. V, S. 138.



494-1 Vergl. Bd. XIX, 634.

494-2 Dem Minister Schlabrendorff befiehlt der König am 29. Juni, „die Edelleute aus dem Militsch'schen und Oels'schen unter der Hand und ohne Eclat davon zu machen, [zuj avertiren, dass sich selbe denen Conjuncturen gemäss vorsehen und ein jeder bei Zeiten seine Anstalten und Arrangements danach nehme“ . [Berlin. Generalstabsarchiv.]