13095. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.

Giesmannsdorf, 27. Juli 1761.

. . . Ich begreife völlig, wie es nicht möglich sei, das Publicum zu Berlin in einer Sache wie die, so Ew. Excellenz angeführet haben,565-4 zu einer Verschwiegenheit<566> zu obligiren, zumalen es mir ohnedem scheinet, als ob jetzo bei solchem daselbst eine licence effrénée, die jetzo nicht zu steuren, eingerissen sei.

Nachdem auch die ehmaligen Besorgnissen wenigstens auf einige Zeit vorbei sein, so verschlaget auch solches nichts, indessen ich nicht leugnen kann, dass mir das Mouvement derer Schweden566-1 viel Unruhe machet, da solche wenig gegen sich haben; vielleicht hat die Zeitung von der Avantage des Prinzen Ferdinands den Effect, dass dieser neu [erscheinender Feind sich deshalb sistire. Wann der Prinz Eugène ein gewisses Dessein566-2 seines Orts auszufahren das Glück hätte, so würde es sich mit denen Schweden bald legen und sie vielleicht gar ihre Zeit über passiren; wir stehen aber deshalb noch zwischen Furcht und Hoffnung.

Es ist gar nicht mehr zu zweifelen, dass die Russen nach Oberschlesien wollen, [um] sich dort mit Laudon zu conjungiren; sie seind im Marsch nach Oppeln. Der König muss sich dann gleich solcher Conjunction nothwendig opponiren und also, sobald Laudon sich hier beweget, es zur Decision kommen. Apparentlich dürfte solches in denen letzteren dieses oder gleich ersteren Tagen des kommenden Monats geschehen. Gott segne und erhalte den König! Ich melde dieses sub rosa und empfehle mich Ew. Excellenz gnädigem Andenken mit Versicherung meines ohnverbrüchlich getreuesten Attachements.

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.



565-4 Finckenstein hatte, Magdeburg 20. Juli, in einem Schreiben an Eichel über die Indiscretion der „Artisten“ geklagt, welche mit der Anfertigung der Geschenke für die Türken betraut waren; es seien davon Nachrichten in auswärtige Zeitungen gedrungen.

566-1 Vergl. S. 560.

566-2 Vergl. Nr. 13091.