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Uebrigens soll von wegen Sr. Königl. Majestät an Ew. Excellenz annoch melden, dass, da Höchstdieselbe die Zeit nicht haben, Selbst von allem vorgefallenen eine Relation aufzusetzen, Ew. Excellenz aus allem Deroselben gemeldeten eine Relation aufsetzen und solche publiciren, in solcher aber insonderheit den Umstand releviren möchten, dass diese ganze Sache in einer Zeit von fünf Tagen ausgemachet worden.

Ich muss Ew. Excellenz hierbei sagen, dass man auf der Welt nicht mehr guten Willen sehen kann, als die ganze Armee in dieser Gelegenheit bezeiget hat, da solche nicht nur die vergangene fünf Tage die fatigantesten und beschwerlichsten Märsche gehabt und mehrentheils des Nachts unter freiem Himmel bleiben müssen, dennoch nicht ein einziger von ihnen gemurret hat, sondern sämmtlich mit Lust und gutem Willen alle Beschwerlichkeiten ausgestanden, auch nichts mehr gewünschet haben, als mit der feindlichen Armee zu einer generalen Affaire zu kommen. Kurz, man muss sagen, dass es eine Expedition gewesen ist, so wenig ihres gleichen hat. Ich glaube schliesslichen, dass es des Königs Majestät angenehm sein würde, wenn Ew. Excellenz an des Fürsten Durchlaucht die Hauptumstände aus diesem meinen unterthänigen Schreiben per Estafette annoch communicirten.“

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.


2078. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL FÜRST VON ANHALT-DESSAU [IN HALLE].

Hauptquartier Ostritz, 28. November 1745.

Durchlauchtigster Fürst, freundlich geliebter Vetter. Ew. Liebden Schreiben vom 23. d. habe heute früh hier erhalten. Ich flattire Mich gewiss, dass sobald Ew. Liebden Meine vorige seit dem 22. d. tagtäglich ergangene Schreiben1 erhalten haben werden, Dieselbe auch sogleich deren Einhalte gemäss zur Sache gethan und von der ersten Consternation unserer Feinde mit profitiret haben werden, wie dann Ew. Liebden den Sachsen nur frisch auf den Hals gehen und Sich nichts durch Ermangelung einiger kleinen Arrangements an Proviant, Pferde und dergleichen aufhalten lassen, sondern nur mit Vigueur wider die Sachsen agiren und poussiren sollen, denn Ich sonst zu besorgen habe, dass Mir der General Grünne in die Churmark komme. Wann diese Hauptsache geschehen ist, alsdann kann alles, was der Armee noch fehlet, suppliret werden. Ich bin allhier dem Feinde frisch zu Halse gegangen und habe es doch Gott Lob soweit gebracht, dass, ohne zu einer Bataille mit ihm zu gelangen, die ganze österreichische Armee mit vielem Verlust an Leuten, Bagage, Zelter und Equipage aus der Lausnitz heraus und nach Böhmen gehen müssen. Gestern habe Ich



1 Die in diese Sammlung nicht aufgenommenen Schreiben an den Fürsten von Anhalt-Dessau sind rein militärischen Inhalts.