2721. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

Potsdam, 27. Juli 1747.

Da der p. von Ammon in seiner letzteren Relation vom 21. dieses unter anderm mit angeführet hat, wie sich dortiger Orten jedermann persuadirte, dass wann die République Holland der Kron Frankreich den Krieg declarirte und letztere alsdann in die Provincien von Holland weiter eindränge, Se. Königl. Majestät Dero eigenem Interesse halber gezwungen sein würden, Sich der Republik anzunehmen und denen französischen Progressen zu steuren —, so wollen Se. Königl. Majestät, dass gedachtem von Ammon darauf rescribiret werden soll, wie er nur reine heraussagen sollte, dass wenn man dorten sich darunter auf Se. Königl. Majestät verliesse, man sich in seiner Rechnung gewaltig betrügen würde. Ausser der Neutralité, welche Se. Königl. Majestät im Dresdenschen Frieden versprochen und religieux beobachten würden, so könnten Dieselbe keiner Puissance Assistance leisten, als nur derjenigen, gegen welche Sie durch Tractaten dazu verbunden wären. Bekannt sei es, wie nicht nur die Republik den von Sr. Königl. Majestät derselben offerirten Tractat refusiret, sondern dass auch zu der Zeit, als die Oesterreicher und Sachsen in Sr. Königl. Majestät Lande envahiren wollen, die Republik Höchstderoselben nicht die geringste Assistance geleistet,<445> vielmehr der Königin von Hungarn Subsides bezahlet habe, um den Krieg gegen Se. Königl. Majestät desto füglicher souteniren zu können; aus welchen und andern Ursachen mehr Dieselbe nicht absehen könnten, wie man auf Dero Assistance jetzo rechnen wolle. Die Furcht, dass Frankreich dadurch die Oberhand zu sehr bekommen würde, könnte auch keine Ursache dazu sein, indem die Distance zwischen dem Rhein und der Elbe gross und beide von einander weit entfernet wären.

Uebrigens wollten Se. Königl. Majestät annoch, dass sobald vorstehendes dergestalt an den p. von Ammon rescribiret worden, Ew. Excellenz dem Marquis de Valory alsdann von solcher Sr. Königl. Majestät Antwort einige mündliche Ouvertures geben möchten.

Eichel.

P. S.

Anlangend die letztere Relation vom 20. dieses des von Chambrier, betreffend den von dem Marquis de Puyzieulx bezeigten Unwillen, dass Se. Königl. Majestät nicht ganz aveuglément in die Absichten von Frankreich wegen der Alliance mit Schweden entriren wollen, so wollen Höchstdieselbe, dass dem von Chambrier dieserwegen dahin rescribiret werden soll, wie Se. Königl. Majestät ganz wohl einsähen, dass die Absicht des französischen Ministerii bei gedachter Alliance gewesen sei, eine Alliance von Éclat, um denen Seepuissancen damit zu imponiren, zu haben; es wäre aber solches zu viel von Frankreich gefordert, und gar keine Folge, dass, weil Frankreich Subsides an Schweden gäbe, Se. Königl. Majestät auch in alles entrire und Sich und Dero Staaten der grössesten Gefahr eines ohnverwendlichen Krieges in den eigenen Landen exponiren müssten; er, der von Chambrier, sollte also nur beständig das ganze Odieux von der Sache auf die Russen schieben, und dass es Sr. Königl. Majestät Sache gar nicht sei, mit denenselben jetzo in Krieg zu verfallen, welches aber unausbleiblich wäre, sobald Se. Königl. Majestät durch eine Alliance von Éclat den Feinden von Frankreich einen specieusen Prätext dazu gäben, zumal da jetzo die Oesterreicher an dem russischen Hofe tout-puissants wären; der offenbare und inevitable Schaden, welchen Se. Königl. Majestät daher haben würden, könnte Frankreich zu keiner Wohlthat dienen. Wenn der Marquis de Puyzieulx nur einen Augenblick dieses in Consideration nehmen wollte, so würde er gewiss finden, dass Se. Königl. Majestät ohnmöglich anders denken noch thun könnte. Es hielten Höchstdieselbe das Reich aus dem Spiel, damit solches sich nicht von dem Kriege mit Frankreich melirte; Ihr Streben hielte sich in einer geschlossenen Neutralité: welches beides gewiss considerable Dienste wären, so der Kron Frankreich geschähen, zumal wenn man considerirte, was vor Avantages Se. Königl. Majestät haben könnte, wenn Sie zu einem Reichskrieg stimmen, oder gar ein Contingent gegen Frankreich geben wollten, und obgleich dergleichen Derselben nie in die Gedanken kommen würde, so könnte doch ein jeder leicht einsehen, dass, wenn Se. Königl. Maje<446>stät dergleichen zu thun capable wäre, Sie sodann von dem König von Engelland alles, was Dieselbe nur verlangte, würden erhalten können.

Welches Ew. Excellenz dann zur beliebigsten Verfügung zu vermelden nicht ermangeln, sonsten aber nur noch beifügen sollen, wie Se. Königl. Majestät nicht sonderlich zufrieden seien, dass der Séjour des Herrn von Chambrier zu Brüssel so lange daure und die Affaires deshalb au Croc blieben, auch Sie durch das beständige Verbleiben desselben zu Brüssel nicht viel mehr gebessert sähen, als wenn er zu Paris geblieben wäre.

Eichel.

Nach der Ausfertigung.