2915. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

Berlin, 29. Januar 1748.

Des Königs Majestät wollen allergnädigst, dass dem p. Michell wegen der einliegenden von Mylord Chesterfield erhaltenen Antwort auf sein Promemoria wegen Respectirung Dero Pavillons von denen Schiffen Dero Unterthanen21-1 dahin geantwortet werden solle, dass Se. Königl. Majestät von dem Worte Contrebande keine weitläuftigere Explication gestatten könnte, als nur, dass solche Pulver, Gewehr, Canons und Kugeln involvirte. Im Uebrigen wollen Se. Königl. Majestät, dass allhier bei den Archiven oder sonsten eins von denen Imprimés aufgesuchet werden solle, worin die Engelländer zu der Zeit, als sie mit den Spaniern in Schriftwechsel wegen der freien Handlung nach Amerika waren, selbst die Freiheit der Schifffahrt auf der offnen See souteniret haben. Solches Imprimé sollte alsdann dem p. Michell zugesandt, und er zugleich instruiret werden, dem Mylord Chesterfield die stärksten Argumente, deren sich die Engelländer damalen gegen Spanien der freien Seefahrt halber bedienet haben, aufzuschlagen und ihm solche zu zeigen, mit dem Beifügen, dass nach solchen Principiis auch wir unsern Handel continuiren und fortsetzen würden. Dabei er, der Michell, dem Lord Chesterfield nicht ohndeutlich zu verstehen geben soll, dass, woferne wider alles Verhoffen und gegen alles Völkerrecht Sr. Königl. Majestät Unterthanen Schiffe in ihrer freien Fahrt würden von denen Engelländern aufgehalten, arretiret oder aufgebracht werden, so würde man es auch Deroselben nicht verdenken können, wann Sie Dero Regress deshalb an denen auf Schlesien hypothecirten Geldern nehmen und Dero Unterthanen den unbillig erlittenen Schaden und Verlust daher ersetzen und solches von denen schlesischen Geldern defalquiren würden, da Sie sonsten im Begriffe wären, Sich wegen deren Bezahlung zu arrangiren, als worüber ihm, dem p. Michell, nächstens nähere Instructiones zukommen würden.

Wegen Nomination des Falkener zum Minister an dem hiesigen Hofe sollte dem Michell geschrieben werden, dass, sobald diese Nomination wirklich geschehen sein würde, Sie sodann auch den p. von Klinggräffen nominiren würden, ehe aber nicht.

Was die Offerte anlanget, welche Se. Königl. Majestät des Königs von Engelland Majestät gethan,21-2 Sich mit letzterer wegen der Forderungen,<22> so Dieselbe an Sachsen hätten, zu concertiren, so solle dem Michell geantwortet werden, wie Se. Königl. Majestät fast glaubten, dass der König von Engelland sich wegen seiner Prätension mit dem dresdenschen Hofe schon unter der Hand verstanden habe, daher Michell in dieser Sache etwas piano und mit Prudence gehen sollte. Wenn man übrigens continuirte, Sr. Königl. Majestät Idées deshalb näher zu wissen, so könnte er sich dahin expliciren, wie selbige keine andere wären, als dass, wann der Cas sich wirklich ereignete, dass es mit Sachsen zur Banqueroute käme, alsdann Se. Königl. Majestät Sich mit dem König von Engelland dahin zu concertiren gedächten, dass Dero beiderseitige Ministres d'un concert commun zu Dresden Vorstellung thun möchten, wie beide sich an der gemachten Banqueroute nicht kehren könnten, sondern verlangten, dass der sächsische Hof den König von Engelland wegen seiner Forderungen und des Königs Majestät wegen der Forderungen, so Dero Unterthanen hätten, bezahlen oder wenigstens solide Sicherheit stellen sollte. Ueber dasjenige nun, was der dresdensche Hof alsdann darauf antworten würde, desfalls würde man sich denn weiter concertiren können, dergestalt, dass beide dieserhalb immer zusammen blieben.

Eichel.

P. S.

Des Königs Majestät wollen annoch, dass alles, was deshalb an den Michell rescribiret wird, dem Herrn von Klinggräffen zu seiner Nachricht communiciret werden soll.

Nach der Ausfertigung.



21-1 Vergl. S. 18.

21-2 Vergl. Bd. V, 539.