5802. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

Potsdam, 6. März 1753.

Auf Sr. Königl. Majestät allergnädigsten specialen Befehl soll ich an Ew. Excellenz melden, wie Dieselbe fordersamst Gelegenheit nehmen möchten, mit dem Königlich polnischen Minister, Herrn von Bülow, zu sprechen und demselben mit der besten Art und in obligeanten Terminis von Sr. Königl. Majestät wegen die Insinuation zu thun, wie letzthin der Vorfall zu Berlin geschehen, dass ein gewisser junger Mensch Namens Fleck, der ehmals einen Bruder hier in Potsdam gehabt, so Ingenieur gewesen und heimlich desertiret ist, bei dem Gouvernement zu Berlin wegen gemachter Schulden halber verklaget und darauf deshalb arretiret worden, da sich denn bei solcher Gelegenheit par hasard gefunden habe, dass gedachter junger Mensch allerhand falsche Listen von denen Regimentern, so zu denen preussischen sowohl als schlesischen Campements, insonderheit zu den [so] bei Spandow zusammenkommen sollen, gefertiget habe, in der Absicht, gedachten Herrn von Bülow damit anzuführen und ihm solche grundfalsche und exagerirte Listen zu verkaufen, mithin ihn dadurch schändlicher Weise um sein Geld zu hintergehen. Des Königs Majestät wunderten sich, dass erwähnter Herr von Bülow, als Dero alter guter Freund, nicht mehr Confidence gegen Se. Königl. Majestät bezeugen und, wann ihm an solchen Listen gelegen gewesen, solche nicht von Ihro Selbst verlangen wollen, als die gar keine Difficulté gemacht haben würden, ihm solche communiciren zu lassen. Wie Sie dann deswegen ihm auch solche, nach der Gestalt, wie sie wirklich wären, und was vor Regimenter nach jedem Campement kommen würden, in der Anlage communiciren Hessen, und wäre bereits bekannt, dass die schlesischen Revuecampements bei Breslau und bei Neisse im Monat Mai, die in Preussen ohngefähr gegen Ausgang Junii, das bei Spandow<364> aber allererst im Monat September sein würde. Es würde Sr. Königl. Majestät angenehm sein, wann mehrerwähnter Herr von Bülow in dergleichen Fällen mehreres Vertrauen gegen Sie bezeugen würden, als es Deroselben leid thäte, wenn er mit so schlechten und unrichtigen Nachrichten, wie obermeldete gewesen, weiter hintergangen werden sollte, da ihm freistünde, künftighin sich in solchen Fällen an Se. Königl. Majestät Selbst zu adressiren, die ihm allemal richtige Listen geben lassen würden.

Im übrigen bin ich befehliget worden, Ew. Excellenz die anliegende zu übersenden, um solche gedachtem Herrn von Bülow zuzustellen. Ich ermangele nicht, das mir hierunter befohlene gehorsamst auszurichten, und bitte unterthänig, falls Ew. Excellenz deshalb weiter an des Königs Majestät zu melden nöthig fänden, solches Deroselben ganz ohnvorgreiflich immediate zu adressiren.

Eichel.

P. S.

Noch habe auf Sr. Königl. Majestät specialen Befehl bei Ew. Excellenz erinnern sollen, wie Höchstdieselbe noch keine Antwort auf dasjenige erhalten hätten, wessentwegen Sie bei Dero letzteren Anwesenheit zu Berlin von Ew. Excellenz verlanget hätten, mit dem Chevalier de La Touche unter dem höchsten Secret des Prinzen Louis von Würtemberg halber zu sprechen,364-1 und wären Se. Königl. Majestät besonders curieuse zu vernehmen, auf was Art der Chevalier de La Touche über dieses Sujet dächte.

Eichel.

P. S. 2.

Es vermeinen auch Se. Königl. Majestät, wie es nunmehro von der Nothwendigkeit und von der Zeit sein dörfte, dass der Kaufmannschaft zu Berlin, Königsberg, Breslau, Stettin und Colberg, auch der zu Embden, der Einhalt der mit Frankreich getroffenen Commercienconvention364-2 nach einem davon zu machenden Précis, und zwar zu Berlin durch den Geheimen Rath Kircheisen, zu Breslau durch den Grafen von Münchow, an den übrigen Orten aber durch die Kammerpräsidenten, bekannt gemachet würde, damit dieselbe, so wegen ihres Negotii nach Frankreich dabei interessiren, ihre Mesures darnach nehmen könnten. Wollten allenfalls Ew. Excellenz mir dergleichen Précis aus der Convention, da solche nicht in extenso communiciret werden kann, nächstens zukommen lassen, so würde mich gerne davon chargiren, die Ordres deshalb an die respective Präsidenten hier zu expediren, welches doch lediglich Ew. Excellenz Gutfinden übergebe.

Im übrigen gehen heute die von Deroselben mir gestern adressirte Dépêches an Mylord Maréchal und den von Ammon mit Expressen von hier auf Wesel ab, von dannen solche mit einem Courier nach Paris überbracht werden.

Eichel.

Nach der Ausfertigung.

<365>

364-1 Vergl. S. 357.

364-2 Vergl. S. 353.