<284> ihn aber höflich, vor der Thür die Schuhe auszuziehen. Der König glaubte, durch wiederholtes Reinigen der Füße auf der vor der Thür befindlichen Fußdecke dieser Ceremonie zu entgehen, allein, es half ihm nichts, er mußte sich dem Verlangen der Frau unterwerfen. Nachdem er in das Heiligthum eingetreten war, verließ ihn die Frau. Bald nachher kam der Banquier, der unterdeß die Ankunft des Königs in Amsterdam erfahren hatte, zurück. Sein Erstaunen, den König in seinem Hause anzutreffen, war groß, noch größer aber sein Schreck, ihn ohne Schuhe zu finden. Er fiel ihm zu Füßen, und bat für seine Frau um Verzeihung. - Warum gaben sich Ew. Majestät nicht zu erkennen? - "Ich sollte mich zu erkennen geben?" sagte der König, "o, dafür habe ich mich wohl gehütet, denn der König von Preußen hätte mich sicher nicht von der kleinen Ceremonie befreit." Der König hatte Recht, denn als der Banquier seine Frau gerufen hatte, machte er ihr über ihr Benehmen Vorwürfe, und foderte sie auf, den König um Verzeihung zu bitten. Sie hatte aber dazu keine Lust, und meinte, ziehe sie doch selbst ihre Schuhe ab, wenn sie in dies Zimmer gehe, obgleich es ihr gehörte. - "Nun, sehn Sie wohl, mein Herr," sagte der König zum Banquier; - "ich wußte recht gut, daß ich nur durch meine Folgsamkeit und Beibehaltung des Incognito dem König von Preußen eine Beschimpfung ersparen würde."
     

Die andere Anecdote lautet wie folgt: Der König wünschte bei seinem Aufenthalt in Amsterdam eine Holländische Pastete zu essen, weil er von ihrer Vortrefflichkeit viel hatte rühmen hören, und trug seinem Begleiter, dem Oberst Balbi, auf, eine solche bei der Wirthin im Hause, wo sie wohnten, zu bestellen. Die Wirthin sah den Oberst Balbi auf dies Begehren vom Kopf bis auf die Füße mit einigem Befremden an, und sagte dann: "Wel, myn Herr, as yi wellen een Pasteet eeten, können yi oock betalen? - en weet yi, dat een Pasteet drittig Gulden kostet?" - Balbi versicherte der guten Frau, daß der Fremde, mit dem er in ihrem Hause wohne, dies sehr leicht bezahlen könne, denn er wäre ein Virtuose auf der Flöte +, und wenn er sich nur


+ Thiébault in: Mes Souvenirs T. I. p. 215, 216, sagt auch, daß der König und Balbi sich auf dieser Reise für Musiker ausgegeben hätten.